Der Halbitaliener Ermanno Wolf-Ferrari hatte wohl ein Faible für Geheimnisse.
So komponierte er z. B. "Susannas Geheimnis", ein Stück, in dem eine Ehefrau
versucht, die Tatsache daß sie raucht, vor ihrem Mann geheimzuhalten.
Ein Heidenspaß. Bereits ein paar Jahre zuvor hatte Wolf-Ferrari sich einer
Komödie Carlo Goldonis angenommen "Die neugierigen Frauen". Hier ist es
genau umgekehrt. Die Männer sind bemüht, die Frauen aus ihrem Männerclub
fernzuhalten und nur nicht zu verraten, was sie dort treiben. Vergebliche
Liebesmüh, wie man sich denken kann.
Nun
kehrte das Stück, uraufgeführt 1903, in die Stadt der Uraufführung zurück,
konzertant als Sonntagskonzert des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERS. Und da
ist bereits das Problem. Die neugierigen Frauen sind eine Opera buffa
in Reinkultur. Und diese lebt zu nicht geringen Teilen von einer rasanten
punktgenauen Inszenierung mit spielfreudigen Sängerdarstellern. Und auch,
wenn der Einsatz der Sänger an diesem Abend so groß war, wie man sich
das konzertant nur wünschen kann, so fehlte doch die Szene, die Üppigkeit,
das Rauschende.
Denn
die Geschichte spielt, wie kann es anders sein, in Venedig, hat die klassischen
Figuren der Commedia dell'Arte wie Pantalone und Arlecchino und das Geheimnis
der Herren, es sei verraten, ist eine üppige Tafel erlesener Speisen,
was nicht geringen Appetit bei den Frauen auslöst. Dies alles ist so sinnlich,
das selbst Wolf-Ferraris spritzige Instrumentierung den Augenschmauß nicht
völlig ersetzt. So würde dieses Werk mit den entsprechenden Bildern sicher
viele Liebhaber finden.
Wie
schon gesagt, die Solisten gingen voll in dem Stück auf. So Viktoija KAMINSKAITE
als pfiffige Kammerzofe Colombina, Kay STIEFERMANN als strenger Pantalone,
Hans Christoph BEGEMANN als überrumpelter Arlecchino oder Andreas WELLER
als schmachtender Jüngling Florindo. Aber auch Agnete RASMUSSEN als dessen
Angebetete Rosaura, oder Kathrin GÖRING und Jürgen LINN als deren Eltern.
Bleibt noch das letzte Buffo-Paar Violetta RADOMIRSKA und Peter SCHÖNE
als Eleonora und Lelio.
Ulf
SCHIRMER am Pult seines Orchesters war die Begeisterung für das Stück
anzumerken, und wer jetzt auch ohne Szene Lust bekommen hat, der Abend
wurde für CD mitgeschnitten. KS
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