Trotz seines augenblicklichen Gelenkhandicaps (Michael VOLLE sang im Sitzen)
gestaltete der Künstler seinen Liederabend zu einem Höhepunkt der diesjährigen
Opernfestspiele. Nur bei Festspielen kann man hie und da mal einen Liederabend
besuchen, was sehr schade ist, denn ein Liederabend während der laufenden
Opernsaison würde das Niveau eines Opernhauses nur unterstreichen.
Unter
der einfühlsamen Liedbegleitung durch den Pianisten Helmut DEUTSCH erzählte
uns Michael Volle Geschichten von Liebe und Leid, selbst das Militär kam
nicht zu kurz, in einem exzellenten Vortrag voller Dramatik, starken Gefühlen
und Humor, den er mit Einsetzen von Baritonpiani und einem ausdrucksstarken
Fortissimo unterstrich. Das gängige Liedprogramm umfaßte im 1. Teil Lieder
von Franz Schubert mit Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe, wobei
besonders gefühlvoll gesungen schon zu Anfang "Ganymed" und dramatisch
im Vortrag der "Erlkönig", den auch Carl Loewe ein wenig später wie Schubert
vertonte und der auch im 2. Teil des Liedprogramms von Michael Volle erklang.
Im Vergleich zu Franz Schubert hat Carl Loewe diesen weit dramatischer
komponiert, so daß auch der Vortrag von Michael Volle sich der Komposition
jeweils anpaßte, was besonders in der letzten Textstelle "In seinen Armen
das Kind war tot" zu bemerken war.
Im
2. Teil des Liedprogramms kamen dazu die Balladen von Carl Loewe zu Gehör.
Bei den militärischen Balladen konnte man sich auf einem Exerzierplatz
wähnen und hörte Pferdehufe und Säbelgerassel wie bei "Prinz Eugen", "Der
gefangene Admiral" (letzteren hatte er gekürzt vorgetragen), "Die nächtliche
Heerschau". Beim "Prinz Eugen" ließ er sehr humoristisch im Vortrag auch
noch den Gedanken des Publikums freien Lauf, wie wohl der Besuch des Trompeters
bei der Marketenderin ausfallen würde, wie auch bei seiner Zugabe "Tom
der Reimer", der alle weiteren Geschehnisse dieser Sagengeschichte offen
ließ. Bei den Carl Loewe-Liedern durfte "Die Uhr" nicht fehlen, auch nicht
"Die Lotosblume", beides mit einfühlsamen baritonalem Vortrag zu einem
weiteren Höhepunkt des Liedprogramms gemacht und mit äußerst präziser
Textverständlichkeit vorgetragen, die Herr Volle im übrigen während seines
gesamten Liedvortrags zeigte.
Abschließend
trug er noch die "Geschichte vom Woywoden" in einer so spannenden Weise
vor, daß das Publikum sich nach nicht enden wollendem Beifall noch vier
Zugaben erzwang, zunächst von Carl Loewe "Mein süßes Begräbnis", "Das
schielende Liebchen", den schon besprochenen "Tom der Reimer" und letztendlich
war "Ruh" mit Franz Schubert "Über allen Wipfeln ist Ruh". I.St.
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