LIEDERABEND MICHAEL VOLLE - 20. Juli 2011

Trotz seines augenblicklichen Gelenkhandicaps (Michael VOLLE sang im Sitzen) gestaltete der Künstler seinen Liederabend zu einem Höhepunkt der diesjährigen Opernfestspiele. Nur bei Festspielen kann man hie und da mal einen Liederabend besuchen, was sehr schade ist, denn ein Liederabend während der laufenden Opernsaison würde das Niveau eines Opernhauses nur unterstreichen.

Unter der einfühlsamen Liedbegleitung durch den Pianisten Helmut DEUTSCH erzählte uns Michael Volle Geschichten von Liebe und Leid, selbst das Militär kam nicht zu kurz, in einem exzellenten Vortrag voller Dramatik, starken Gefühlen und Humor, den er mit Einsetzen von Baritonpiani und einem ausdrucksstarken Fortissimo unterstrich. Das gängige Liedprogramm umfaßte im 1. Teil Lieder von Franz Schubert mit Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe, wobei besonders gefühlvoll gesungen schon zu Anfang "Ganymed" und dramatisch im Vortrag der "Erlkönig", den auch Carl Loewe ein wenig später wie Schubert vertonte und der auch im 2. Teil des Liedprogramms von Michael Volle erklang. Im Vergleich zu Franz Schubert hat Carl Loewe diesen weit dramatischer komponiert, so daß auch der Vortrag von Michael Volle sich der Komposition jeweils anpaßte, was besonders in der letzten Textstelle "In seinen Armen das Kind war tot" zu bemerken war.

Im 2. Teil des Liedprogramms kamen dazu die Balladen von Carl Loewe zu Gehör. Bei den militärischen Balladen konnte man sich auf einem Exerzierplatz wähnen und hörte Pferdehufe und Säbelgerassel wie bei "Prinz Eugen", "Der gefangene Admiral" (letzteren hatte er gekürzt vorgetragen), "Die nächtliche Heerschau". Beim "Prinz Eugen" ließ er sehr humoristisch im Vortrag auch noch den Gedanken des Publikums freien Lauf, wie wohl der Besuch des Trompeters bei der Marketenderin ausfallen würde, wie auch bei seiner Zugabe "Tom der Reimer", der alle weiteren Geschehnisse dieser Sagengeschichte offen ließ. Bei den Carl Loewe-Liedern durfte "Die Uhr" nicht fehlen, auch nicht "Die Lotosblume", beides mit einfühlsamen baritonalem Vortrag zu einem weiteren Höhepunkt des Liedprogramms gemacht und mit äußerst präziser Textverständlichkeit vorgetragen, die Herr Volle im übrigen während seines gesamten Liedvortrags zeigte.

Abschließend trug er noch die "Geschichte vom Woywoden" in einer so spannenden Weise vor, daß das Publikum sich nach nicht enden wollendem Beifall noch vier Zugaben erzwang, zunächst von Carl Loewe "Mein süßes Begräbnis", "Das schielende Liebchen", den schon besprochenen "Tom der Reimer" und letztendlich war "Ruh" mit Franz Schubert "Über allen Wipfeln ist Ruh". I.St.