"DIE PIRATEN VON PENZANCE" - 12. Juni 2011

IWiederaufnahme

Mit dieser Operette von Arthur Sullivan mit Texten von William Schwenck Gilbert startete das Staatstheater am Gärtnerplatz in der vergangenen Spielsaison einen Publikumsrenner, der sich durch die Wiederaufnahme nur wiederholen kann. Daher mag im wesentlichen, was die Handlung betrifft, auf eine vorangegangene ausführliche Besprechung verwiesen werden.

Die Inszenierung von Holger SEITZ nebst dem ergötzlichen Bühnenbild von Herbert BUCKMILLER und ebensolchen Kostümen von Götz Lanzelot FISCHER findet immer wieder großen Anklang beim Publikum, vor allen Dingen bei der anwesenden Jugend, die mit verstärkter Beifallskundgebung am Schluß ihr Wohlwollen ausgedrückt hat. Könnte diese traditionelle Weise mit Bühnenbildern aus Old England mit Piratenschiff und Schloßruinen die Jugend nicht mehr in die Theater locken als das undefinierbare Moderne?

Die musikalische Seite des Werks war wieder ein Volltreffer. Unter der Stabführung von Jörn Hinnerk ANDRESEN brachte das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ Sullivans kaum mehr gespielte Melodien zu einer glücklichen Renaissance.

Unter den Protagonisten des Abends fand man mit einigen Ausnahmen im wesentlichen die Premierenbesetzung wieder. Den Generalmajor Stanley mit seinen vielen heiratswütigen Töchtern gab Dirk LOHR rollengerecht wieder, ebenso erbrachte Holger OHLMANN als Piratenkönig eine gute Abendleistung. Seinen Leutnant Samuel könnte Sebastian CAMPIONE nicht besser auf die Bühne bringen.

Sehr gut gewählt, nicht nur für die Premierenbesetzung, war Robert SELLIER in der Tenorpartie des Frederic, der allein schon durch seine jugendliche Erscheinung und seinen fein geschulten Tenor diesen mündig gewordenen "Sklaven der Pflicht" rollengerecht bestens gestalten konnte. Rita KAPFHAMMER als Amme Ruth war wie stets in Gestaltung und Stimme überragend. Heike Susanne DAUM als Mabel (ob für die im Programmheft angekündigte Thérèse Wincent eingesprungen, kann nicht ergründet werden) war für diese Mädchenrolle keine so glückliche Wahl, ihr kräftiger Sopran zeigte zwar sehr gute Koloraturen auf, brachte aber durch Temperament im Spiel mehr eine gereifte Frau auf die Bühne. Oder war es Absicht, eine über Dreißigjährige wenigstens an einen einundzwanzigjährigen unerfahrenen Frauenkenner wie Frederic unter die Haube zu bringen?

Die weiteren Töchter des Generalmajors Edith, Kate und Isabell waren von Frances LUCEY, Carolin NEUKAMM und Ulrike DOSTAL gut gesungen und gestaltet. Den Vogel schoß dazu noch der Sergeant der Polizei, in dieser Rolle Martin HAUSBERG, mit seinen Mannen, durch die herrliche Studie englischer Bobies ab, der das Vergnügen des Abends noch zusätzlich abrundete.

Der CHOR unter der Einstudierung des Dirigenten fügte sich bestens ins Abendensemble ein.

Insgesamt kann man den von der neuen Intendanz in 2012/2013 (Schließung des Hauses wegen Renovierung) nicht mehr beschäftigten Ensemblemitgliedern des Staatstheaters am Gärtnerplatz nur eine Spielstätte wünschen, wo ihre sehr guten Leistungen gewürdigt werden. I.St.