In einem vorangegangenen Symposium, das die Johann-Adolph-Hasse-Gesellschaft
anläßlich ihres fünfundzwanzigjährigen Bestehens veranstaltete, lernte
man Leben und Werk dieses deutsch-italienischen Barock-Komponisten (1699-1783)
kennen, der nahezu vergessen scheint. Seine Musik in Oper und Kammermusikwerken
steht in keiner Weise den Kompositionen der großen Komponisten der damaligen
Zeit nach wie u.a. Vivaldi und Scarlatti, deren Schüler er übrigens war.
Fein herauskomponierte Kammerkantaten und Arien aus weiteren Opern kamen
zu Gehör, und man kann nur hoffen, daß sich die Musikwelt weiter mit diesen
musikalischen Raritäten beschäftigen mag.
Diesem
Aufruf folgten am Abend auch die Bayerische Theaterakademie August Everding
und die Hochschule für Musik und Theater München mit dem Studiengang Musik
Gesang/ Studieneinrichtung Musiktheater, wo auch bereits im Engagement
befindliche Sänger ihr Können zeigen konnten. Dieses dramma per musica
(opera seria) in drei Akten (es erzählt die Liebesgeschichte von Dido
und Äneas) mit dem Text von dem einstmals als Starlibrettist gelten-den
Pietro Metastasio (Hasse und Metastasio waren zur damaligen Zeit ein Mozart/da
Ponte-ähnliches Gespann) zeichnete mit seinen sehr gut herauskomponierten
Arien die Gefühle der einzelnen Figuren auf, vor allen Dingen gerade die
männlichen Figuren, die einstmals mit Kastraten besetzt waren, die man
hier mit Countertenören besetzt hatte.
Herausragend
hier Valer BARNA-SABADUS, der seine Rolle als Afrikaner Jarba (Konkurrent
des Enea) sogar mit klangschönen höhensicheren Koloraturen darbieten konnte.
In der Rolle des Italien-Gründers Enea war Flavio FERRI-BENEDETTI mit
einer sehr guten Bühnenpräsenz stimmlich ausreichend besetzt, während
die Kastratenrolle des verliebten Araspe zu Selene von einer überragend
gut singenden und darstellerisch einwandfreien Sopranistin Maria CELENG
besetzt war.
Magdalena
HINTERDOBLER gestaltete und sang die Partie der Selene ausreichend, die
Intri-gantenrolle des Osmida wurde ebenso gut gestaltet und gesungen von
Andreas BURKHART, während die Titelpartie der Didone von Theresa HOLZHAUSER
mit einem klangschön gefärbten Mezzo den Vogel abschoß. Frau Holzhauser
dürfte mit ihrer Ausdrucksstärke und Bühnenpersönlichkeit manchen Intendanten
aufhorchen lassen, sie alsbald ins italienische Mezzofach zu engagieren.
Durch
den Abend führte die HOFKAPELLE MÜNCHEN unter der Stabführung ihres Leiters
Michael HOFSTETTER, ein Orchester, das gerade für diese Erstaufführung
der Hasse-Oper in München die historische Dresdner Orchesteraufstellung
aus den 1740-Jahren gewählt hatte, da dieses Orchester bekanntermaßen
mit historischen Instrumenten die Barock-Musik erst zum Originalklang
bringt.
Allerdings
muß wieder einmal die Inszenierung (Balázs KOVALIK) gerügt werden. Es
ist zwar keine Schande in einer Art Wasserbetten-Bühne, in welcher Protagonisten
sich zusammen mit Kisten und Säcken schleppenden Statisten bewegen, den
Abend vielleicht auch aus mangelnden finanziellen Mitteln zu gestalten
(Aufreißen der gefüllten Säcke und nebst Bewerfen des Bühnenbodens mit
dem Inhalt sowie Zerschmettern von Glas mit Steinen gehörten offenbar
dazu), aber das Bügeln von Kleidungsstücken sowie ein Radio auf der Bühne
waren doch für das tragi-sche Handlungsgeschehen etwas lächerlich anzusehen.
Oder hatte sich Csaba ANTAL (Bühne) zusammen mit Balázs Kowalik den Inszenierungsgedanken
des 18. Jahrhunderts angeschlossen, dass Kostüme (hier in moderner Prägung
von Angelika HÖCKNER) und Bühne dem Publikum der jeweiligen Zeitepoche
angepaßt sind, wie bei der sehr interessanten Einführung zu erfahren.
Aber - unbekannte Barockopern von fast vergessenen Komponisten komponiert
sollte man doch in der Zeit der Komposition auf die Bühne bringen, damit
man seinen nostalgischen Gedanken freien Lauf zu lassen kann. ISt.
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