In der Zeit vor Ostern ein "Deutsches Requiem" von Johannes Brahms, das
allein ist landaus landein gute Tradition. Dieser Konzertabend bot allerdings
darüber hinaus zwei Besonderheiten. So wurde das Requiem verschränkt mit
Wolfgang Rihms vier Orchesterstücken "Das Lesen der Schrift", die als
Rihms Auseinandersetzung mit Brahms komponiert wurden.
Befragen
will Rihm das Requiem, und so haben seine Stücke einen völlig eigenen
Klang. Keine Zitate, keine direkten Verweise, eine sehr persönliche Auseinandersetzung.
Ruhe
hätte es bedurft, sich auf die Fragen einzulassen. Ruhe, die das Publikum
an diesem Abend nicht gewährte. Es wurde gehustet, geblättert, Bonbons
gelutscht und einiges mehr, das einen Klangteppich ausbreitete, der dem
Rihm keine Chance gab. Kent NAGANO konnte es so nicht gelingen, sich mit
seinem feinsinnigen Dirigat Gehör zu verschaffen. Schade, denn ihm liegt
an dem Werk, ist es doch für ihn komponiert.
Die
zweite Besonderheit bestand in der Besetzung des WINDSBACHER KNABENCHORS.
Eine schwierige Entscheidung, denn trotz der großen Besetzung blieb der
Chor flach, was nicht am Gesang des Chores lag. Es fehlten einfach die
vielen Schattierungen, die der große Chorkomponist Brahms den einzelnen
Stimmen gegeben hat. Funktionieren tut es meist an den Stellen, wo der
Sopran über allem schwebt. Aber schon das reife dunkle Timbre der Altistinnen
fehlt schmerzlich, von Tenor und den tiefen Männerstimmen ganz zu schweigen.
Stellen wie "Tod, wo ist Dein Stachel, Hölle, wo ist Dein Sieg" oder "Denn
wir haben hie, keine bleibende Statt" klingen aus Kindermund hohl.
Daß
der Abend dann doch nicht ganz verloren war, lag zum einen an der durchdachten
Klarheit, mit der Nagano und sein BAYERISCHES STAATSORCHESTER die Musik
präsentierten und an den beiden Solisten. Soile ISOKOSKI war ganz tröstende
Mutter, mit weichem tragendem Sopran und Michael VOLLE überzeugte mit
großer gesetzter Fülle. KS
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