Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
In
einer Zeit des politisch sozialen Aufruhrs in aller Welt konnte man sich
zusätzlich im Prinzregententheater München mit einem kaum gespielten Werk
von Albert Lortzing, der Oper "Regina", beschäftigen, die Albert Lortzing
von Mai bis November 1848 komponierte, und zu der er selbst auch das Libretto
schrieb unter dem Titel "Regina oder Die Marodeure". Dieser Text wurde
stark überarbeitet von Adolph L'Arronge, so daß diese Oper am 21. März
1899 an der Berliner Hofoper verspätet zur Aufführung kam. Sie beschäftigt
sich in der Handlung mit dem Aufstand der Arbeiter und Studenten des Jahres
1848, spielt im Fabrikarbeitermilieu der damaligen Zeit, wo es zum Aufruhr
und Aufstand in der Fabrik kommt.
Regina
ist die Tochter des Fabrikbesitzers Simon (mit einer profunden Bass-Stimme
wartete Albert PESENDORFER auf), die von Richard dem Geschäftsführer der
Fabrik (mit schönen tenoralen Tönen sang Daniel KIRCH diese Partie) geliebt
und anverlobt, aber auch von Stephan, einem Werkmeister in der Fabrik,
begehrt, entführt und zur Heirat gezwungen, diesen in einem unbedachten
Augenblick dann selbst erschießt, um nicht zusammen mit ihm in die Luft
gesprengt zu werden. Daneben die immer wiederkehrenden und niedergeschlagenen
Aufstände der Arbeiter und Freischärler, zeitgerecht für das Jahr 1848.
In
der Komposition von Albert Lortzing findet man immer wieder Passagen,
die an Komponistenkollegen erinnern, in der Gesamtheit aber ist es dramatisch
und bringt alle wichtigen Handlungspassagen sehr gut herüber. Die Ouvertüre
führte musikalisch sehr gut ins Werk ein - eine Neufassung derselben wurde
aus Lortzings "Caramo" entnommen und von Gustav Haertel erst 1877 vervollständigt
, da sie vom Komponisten nur fragmentweise erhalten war.
Warum
das Werk erst lang nach Lortzings Tod (1851) 1899 an der Berliner Hofoper
erstaufgeführt wurde, mag dahingestellt bleiben. 1953 kam sie in der DDR
in Rostock zur Aufführung als klassenkämpferische Arbeiteroper, in den
Westen gelangte sie weitaus später.
Ulf
SCHIRMER, der musikalische Chef des RUNDFUNKORCHESTERs, der sich mit selten
aufgeführten musikalischen Kleinodien, die oft zu Unrecht in den Musikarchiven
schlummern, beschäftigt, konnte mit seinem temperamentvollen und doch
einfühlsamen Dirigat mit seiner Stabführung beim Publikum sehr punkten,
da es das in München unbekannte Werk mit großem Beifall am Schluß positiv
aufnahm.
Für
die Hauptpartie der Regina hatte man sich eine sehr gute Sopranistin geholt,
nämlich Johanna STOJKOVIC, die sich höhensicher und mit kräftigen Soprantönen
durch den Abend sang. Der "unglückliche Bösewicht" Stephan wurde von Detlef
ROTH interpretiert, der mit kräftigen lyrischen Baritontönen seine Partie
sang, vielleicht zu lyrisch für diese Partie.
Die
übrigen Protagonisten fügten sich sehr gut in das Gesamtwerk ein, wie
Therese HOLZHAUSEN als Beate (die sich bei ihren Sprechtexten selbst mit
Richard verlobte), Jean BROEKHUIZEN als Barbara, Ralf SIMON als Kilian,
Peter SCHÖNE als Wolfgang. Der PRAGER PHILHARMONISCHE CHOR unter der Besteinstudierung
von Lukás VASILEK, vor allem die Herren des Chors, rundeten als Freischärler
und Fabrikarbeiter das Werk ab.
Man
sollte es der Zukunft und der politischen Situation in aller Welt überlassen,
wann und wo für das Werk eine wiederholte Aufführung möglich gemacht wird.
ISt
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