Mit großen Erwartungen ging das Münchner Opernpublikum in diesen Arienabend.
Außer einem einmaligen Einspringen an der Bayerischen Staatsoper als Partner
von Edita Gruberova kannte man Vittorio GRIGOLO in München kaum. Leider
ließ sich der Sänger leicht indisponiert ansagen (eine Erkältung hatte
er noch nicht ganz auskuriert), was aber nur bei den Pianistellen zu merken
war. Er präsentierte sich während des ganzen Abends mit einer enormen
tenoralen Stimmfülle, die ins fortissiomo neigt, zeigte eine überzeichnete
Darstellung seiner jeweiligen Opernfiguren in jedem seiner Vorträge, was
aber das Publikum sehr begeisterte. Hiermit war es für alte Opernhasen
klar, hier ist ein neuer Franco Bonisolli geboren mit der Stimmtechnik
eines Franco Corelli. Sind beide wohl seine Vorbilder?
Gleich
zu Beginn trug Vittorio Grigolo die Arie des Corrado "Tutto parea sorridere"
aus Verdis "Il Corsaro" vor, wobei er die ganze Bühne von links nach rechts
für seinen Vortrag, und nicht nur für dieses eine Mal, nutzte. Weitere
Highlights waren so gern gehörte Ausschnitte aus "L'elisir d'amore" und
"La Bohème", wobei es befremdlich und völlig neu erschien, daß sich während
"Che gelida manina" ein Sänger knieend dem Publikum zeigt. Sehr gut gesungen
und in die Rolle des Nemorino wieder überzeichnet eingelebt ("Una furtiva
lagrima").
Um
auch im Duett zu glänzen, hatte sich Herr Grigolo die bulgarische Sopranistin
Sonya YONCHEVA zur Seite geholt, die den Abend nicht nur zusammen mit
dem Star des Abends mit ihrer fein geschulten Sopranstimme, gepaart mit
sehr guten Pianihöhen und Ausdruck im Vortrag abrunden konnte. Sie zeichnete
sich im ersten Teil besonders mit der Arie der Mimi "Mi chiamano Mimi"
aus Puccinis "La Bohème" aus und zeigte Witz und gekonnte Vortragskunst
nicht nur im ersten Teil im Duett mit Vittorio Grigolo aus "L'elisir d'amore",
sondern besonders im 2. Teil des Abends in den italienischen Liedern "Il
baccio" und in Franz Lehars "Meine Lippen, die küssen so heiß", wobei
sie in manchen Vortragspassagen sogar das Publikum mit einbezog.
Im
2. Teil nahm sich auch Herr Grigolo etwas zurück, und zeigte sehr gute
Pianihöhen, die leider durch seine Erkältung etwas zu leise herüberkamen,
in den italienischen Liedern wie "Parlami d'amore" und wirkte insgesamt
ruhiger im Vortrag, was ihm nicht nur körperlich sehr gut tat. Temperamentvoll
und doch sehr gut vorgetragen der Ohrwurm "Amapola".
Die
ausreichende Sängeruntermalung fand durch das ORCHESTER DER NEUEN PHILHARMONIE
WESTFALEN unter der Stabführung von Pier Giorgio MORANDI statt, der vielversprechend
in den Orchesterstücken mit Giuseppe Verdis Ouvertüre zu "La forza del
destino" begann, der aber dann während des Abends erheblich abflachte,
was wohl auf eine mangelnde Probenmöglichkeit zurückzuführen wäre.
Alles
in allem kann man diesen Abend als ein italienisches spettacolo bezeichnen.
Wer so etwas liebt, kam voll auf seine Kosten. ISt
|