Man blickt in eine Öde, die die Weiten der amerikanischen Prärie erinnern
machen. In der Bühne von Patrick BANNWART findet sich nichts außer einem
einsamen Laternenmast und viel Staub. Die Gegend ist so abgeschieden,
daß selbst das Militär dorthin nur mit Fallschrimjägern kommt. Aber Menschen
sind da, und bieten ein perfektes Betätigungsfeld für einen Verführer
wie Dulcamara mit seinen Elixieren.
Zumal
er mit einem Gefährt auftaucht, das selbst uns Technikverwöhnte beeindruckt.
Eine golden leuchtende riesige Kugel, mit Löchern wie Augen eines Alien,
dreht sich auf einem Gestell für das mehrere Mähdrescher ihr Leben lassen
mußten. Und mittendrin Dulcamara. Bei Alessandro CORBELLI ist er ein kleines
Männchen, bei dem einen zunächst wundert, womit er außer seiner Maschine
noch verführen will. Zu hölzern sind seine Gesten, zu steif sein Spiel.
Er braucht wohl den richtigen Gegenspieler, denn im zweiten Akt, als er
vergeblich versucht auch Adina sein Gebräu anzudrehen, bestechen er und
Nino MACHAIDZE durch perfekt aufeinander abgestimmtes Spiel. Machaidze
betont das Mädchenhafte, eine junge Frau zwischen Büchern und Flirts,
die erst langsam erwachsen wird, als ihr langzeitschmachtender Nemorino
plötzlich andere Interessen zeigt. Ihr Sopran hat dabei wenig mädchenhaftes,
sondern besticht durch Durchsetzungskraft.
Und
eben jener Nemorino, der vergeblich Liebende, ist bei Joseph CALLEJA in
besten Händen. Ein tapsiger Bär mit treuem Blick, der durchaus aufblüht
und sein Oberwasser genießt, als alle Frauen hinter ihm her sind, und
Adina nur daneben steht. Er mag zwar an eines Liebestrankes bedürfen,
um sein Selbstbewusstsein anzukurbeln, aber immerhin er hat welches. Sein
weicher Tenor paßt hier gut, und sein Gassenhauer "Una furtiva lagrima",
sorgt, wie er soll, für großen Jubel.
Daneben
fällt der Belcore des Nikolay BORCHEV ab, wobei man bei dieser Partie
nie genau weiß, was überhaupt aus ihr rauzuholen ist. Ein echter Konkurrent
zu Nemorino ist dieser Belcore jedenfalls nicht. Ein echtes Highlight
dagegen ist die Gianetta von Tara ERRAUGHT. In schmutzigem Tüllrock und
T-Shirt, mit pinkem Rucksack und starken Brillengläsern (Kostüme Falko
HEROLD) stapft sie wie ein kleiner Putto durch die Szene, verliebt in
Nemorino, ungelenk, aber nie lächerlich. Da wird aus dieser kleinen Partie
ein echter Hingucker, und schließlich ist ja sie es, die Nemorinos vermeindlichen
Reichtum verkündet und dabei letzlich für das Happy End sorgt. Nur eines
der liebevollen Details in dieser stimmigen Inszenierung von David BÖSCH.
Am
Ende leuchtet die Wüstenei in einem Feuerwerk, das beinahe die Stromversorgung
des Ortes lahmlegt, ein echtes Fest, das von Justin BROWN im Graben manchmal
zu kräftig begleitet wird. Kitsch kann man dieser Deutung nicht vorwerfen.
Egal, bei einem so vergnüglichen Abend. KS
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