Eine
große Konzertnacht des Münchner Rundfunkorchesters, zusammengestellt von
Lesern der SZ und Hörern von BR Klassik (Beginn 19.00, Ende 23.45 Uhr),
veranstaltete der Bayerische Rundfunk im Prinzregententheater in München.
Sehr gerne erinnerte man sich dabei an eine Sendung des Bayerischen Rundfunks
in der Vergangenheit, die unter dem Titel "Wunschkonzert" mit dem unvergessenen
Moderator Fred Rauch jedes Wochenende die Hörer ans Radio lockte. Mit
zwei Konzerten am Abend versuchte man die vielen Hörerwünsche zu erfüllen.
Die
Moderation hatte man bei diesen zwei Konzerten Roger WILLEMSEN anvertraut,
der äußerst launig durch den Abend führte, den nicht zu Unrecht der Dirigent
des Abends Friedrich HAIDER als "Meister der Rhetorik" bezeichnete.
Im
ersten Konzert widmete man sich mehr dem Gesang in Oper und Operette,
während im zweiten Instrumental- und Orchesterwerke, auch aus dem Musical-
und Filmbereich zu Gehör gebracht wurden. Zu einem solchen musikalischen
Experiment braucht man einen flexiblen Gesangskünstler, der in allen Bereichen
des Gesangs zu Hause ist, und einen ebensolchen Dirigenten, der ein Einfühlungsvermögen
für alle musikalischen Sparten sein Orchester zu einer perfekten Wiedergabe
der Kompositionen bringen kann. Beides ist der Veranstaltungsleitung voll
gelungen.
Die
Gesangsinterpretin des Abends Vesselina KASAROVA zeigte in allen ihren
Vorträgen ein perfektes Belcanto-Mezzo-Können mit einer außergewöhnlich
ausgeprägten Tiefe in gleich zu Beginn Rossinis "L'italiana in Algeri"
("Pensa alla patria"), stellte eine gut disponierte Carmen-Interpretation
vor und steigerte ihren Vortrag noch mit einem Verismo-Vortrag in einer
Szene aus "Adriana Lecouvreur" von Francesco Cilea.
Friedrich
Haider zeigte bei beiden Konzerten ein unglaubliches Talent, alle Kompositionen,
ob Oper bis zum Musical kompositionsgerecht wiedergeben zu können. Im
ersten Teil fiel vor allem Antonin Dvorak Konzertouvertüre "Karneval"
auf, den er mit Johann Strauß Sohns Kaiserwalzer und Josef Strauß Schnellpolka
"Ohne Sorgen" beendete. In Österreich beheimatet war er für letztere Interpretationen
wohl der richtige Mann am Pult, ebenso für die Fledermaus-Ouvertüre im
2. Teil, die das Wien der Jahrhundertwende auferstehen ließ.
Ungemein
malerisch erklang Jean Sibelius' Tondichtung "Finlandia" im 2. Konzert.
Darin lernte man auch die Geigerin Mirijam CONTZEN kennen, die u.a. das
Konzert für Violine und Streichorchester in E-Dur von Johann Sebastian
Bach einfühlsam vortrug. Auch Ermanno Wolf-Ferrrari, der fast vergessene
Komponist, wurde von Friedrich Haider im Vorspiel zur Oper "Die Vier Grobiane"
wieder zum Leben erweckt. Musik querbeet an einem Abend so interpretiert
zu bekommen, darf eine Wiederholung bringen, vor allen Dingen, wenn es
mit dem "fabelhaft erhaltenen RUNDFUNKORCHESTER" (Roger Willemsen) unter
der Stabführung von Friedrich Haider geschieht. ISt
|