Mit
dieser Wiederaufnahme einer Meisterinszenierung von LORIOT, der 1997 auch
für Bühne und Kostüme sorgte, in das Opernrepertoire des Staatstheaters
am Gärtnerplatz in München kann man diesem sehr gut geführten Haus nur
gratulieren. Die unvergeßlichen Ohrwürmer wie das "Lied der letzten Rose"
und "Ach so fromm, ach so traut", ließen wieder einmal das Herz aufgehen.
Dazu waren Loriots Witz und Spürsinn fürs Komische an allen Ecken und
Enden zu spüren, er gestaltete sogar die Handlungsschilderung im Programmheft
auf seine Weise. Loriot inszenierte libretto-gerecht, verlegte die Handlung
dahin, wo sie hingehörte - nämlich ins viktorianische England und ließ
Queen Viktoria durch die ganze Oper geistern und stellte sogar noch einen
sächsischen Tondichter (Willi BRUMMER in der stummen Rolle des Richard
Wagner) als Besucher eines Porter-Biergartens des alten England auf die
Bühne.
Mit
der englischen Nationalhymne und dem übergroßen Portrait der Königin am
Ende der Oper schloß dieses amüsante Werk, das schon während der Ouvertüre
durch einen Hornisten aus dem Orchester (Hornsolo Johannes KALTENBRUNNER)
vor dem Vorhang das kommende humoristisch interpretierte Handlungsgeschehen
aufzeigte. Als Dirigent des ORCHESTERS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ
stellte sich Jörn Hinnerk ANDRESEN mit einer sehr guten Abendleistung
vor, zumal ihm auch ein spielfreudiges Ensemble mit ausgezeichnetem Sängermaterial
zur Verfügung stand.
Das
Freundinnen-Paar Lady Harriet nebst Kammerzofe Nancy, deren männerlose
Freundschaft das langweilige Landleben erträglicher machen sollte, wurde
von Sandra MOON mit den ihr eigenen lupenreinen piani-Sopran-Höhen und
Rita KAPFHAMMER mit ausdrucksstarker Mezzo-Tiefe in bester Spielfreudigkeit
auf die Bühne gebracht. Lord Tristan Mickleford (ihm zu Ehren erklang
im 1. Bild das Tristan-Motiv) wurde von Martin HAUSBERG sehr gut karikiert.
Harrie
VAN DER PLAS mit sehr guten Tenorhöhen (besonders eindrucksvoll gesungen
"Ach so fromm, ach so traut") und Holger OHLMANN als Plumkett (seine hohe
Baßlage ließ das Lied vom Porterbier ausreichend gesungen erscheinen)
waren aus dem Ensemble sehr gut ausgewählt. Sebastian CAMPIONE als der
Richter von Richmond nebst Christian SCHWABE als Diener des Lords waren
rollengerecht besetzt.
Auch
alle weiteren Figuren wie die Mägde Ute WALTHER, Marina USHCHAPVSKAYA,
Iris BAUMHOP und die Pächter Oliver WEIßMANN und Markus HEISSIG waren
gut gewählt, während vor allen Dingen die stummen Rollen wie Konny HOFF
als Bobby, Sieglinde ZÖRNER als Lebedame (so jemand darf natürlich auf
einem Markt nicht fehlen) und besonders Uli NILLIUS als Kellner einen
bleibenden Eindruck hinterließen. Eine Familie mit allen angenehmen und
unangenehmen Vorkommnissen bei gemeinsamen Ausflügen gerade zu Märkten
auf die Bühne zu bringen (Christine KIENDL-HÖRNER, Zoltan PAPP, Laura
ARNDT und Tobias HADERSBECK) kann nur eine pfiffige Regie-Idee von Loriot
sein.
Lady
Harriet samt Kammerzofe Nancy bleiben weiterhin unter dem Schutze der
Queen Freundinnen, während ihre dazugehörigen Lebenspartner nur Attrappen
in diesem ländlichen Idyll sind. God save the queen. I.St.
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