"Scene
polidimensionali XVII" sollte eigentlich vor dem Titel stehen, darauf
besteht der Komponist Márton Illés, ist die Oper doch das 17. Stück in
einer losen Reihe, die in den letzten Jahren enstanden sind. Nun hatte
das Werk seine Uraufführung im Rahmen der Münchener Biennale.
Das
Libretto stammt vom Komponisten selbst nach dem gleichnamigen Schauspiel
von Rainer Maria Rilke. Die Geschichte ist so kurz wie fatal. Die weiße
Fürstin ist nach elf Jahren Ehe mit einem Mann, der sie nie berührt hat,
zum ersten Mal allein in ihrem Schloß. Draußen auf dem Meer wartet der
Liebhaber nur darauf, daß sie ihm zum Zeichen winkt, aber bevor es soweit
kommt, verkündet ein Bote, daß die Pest im Land ist und das Winken auch
die Mönche ruft, die die Leichen holen. Dieses Dilemma zu lösen tat auch
Rilke sich schwer und schrieb gleich zwei Fassungen. In der späteren winkt
die kleine Schwester der Fürstin und löst das Drama aus. Illés entscheidet
sich für die erste Fassung. Die Fürstin tut nichts.
Die
vier Figuren der Geschichte bricht Illés zu zwölf auf. Die Fürstin in
drei, den Haushofmeister gar in sechs, die Schwester in zwei, nur der
Bote bleibt eine Figur. Auch hier herrscht also die Polidimensionalität,
die Illés in seiner Musik vertritt.
Man
kann sich des Gefühls nicht erwehren, daß Illés die Musik über alles geht.
Das Orchester sitzt auf der Bühne und wird am Ende vom Komponisten deutlich
mehr gefeiert als die Sänger und Schauspieler. Überhaupt haben die Schauspieler
der Fürstin, der Schwester und des Boten die wohl größte Präsenz auf der
Bühne, die Sänger begleiten sie oft bestenfalls an ihren Notenpulten stehend.
In
ihrem Bemühen, die drei Elemente zusammenzubringen, gibt auch Regisseurin
Andrea MOSES den Schauspielern den größten Raum. Mit Astrid MEYERFELDT
als Fürstin, Katja SIEDER als deren Schwester und Julian MEHNE als Bote
stehen ihr dafür Akteure zur Verfügung, die vom Bad im Wasserbasin (Bühne
und Kostüme Christian WIEHLE) bis zur lesbischen Szene zwischen den Schwestern
alle Register ziehen. Den Sängern Lesia MACKOWYCZ, Heike WITTLIEB, Merja
MÄKELÄ, Michael MÜLLER, Steffen DOBERAUER, Michail MILANOV, Hans GRIEPENTROG,
Marek WOJCIECHOWSKI und Kevin THOMPSON bleibt fast nur die Statisterie.
Am
Pult des PHILHARMONISCHEN ORCHESTERS KIEL schichtet GMD Georg FRITZSCH
die Klänge, die merkwürdig unverbunden bleiben, zum Geschehen auf der
Bühne. KS
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