Ein
musikalisches Kleinod hat der Bayerische Rundfunk da aus seinem Dornröschen-Schlaf
erweckt, nämlich eine romantische Oper von Carl Maria von Weber, die mit
außergewöhnlich schönem Melodienreichtum ausgestattet, endlich - wenigstens
konzertant - auf die Bühne des Prinzregententheaters kam. Wie das Programmheft
ausweist, war es das erste Bühnenwerk des dreizehnjährigen unerfahrenen
Komponisten, der durch das ungeschickte Libretto von Karl Ritter von Steinsberg
insgesamt dreimal diesen ihm sehr am Herzen liegenden Stoff aufgriff,
und das mit der stummen Rolle der Titelgeberin der Oper endlich am 29.
Juli 1855 am Hoftheater in Dresden seine endgültige Fassung fand.
Dieses
hoch musikalische Werk, das die Gefühle der jeweiligen Rollen mit Soloeinlagen
der Orchestermusiker unterstreicht, in der heutigen Zeit bei diesen teils
merkwürdigen Regie-Auffassungen auf die Bühne zu bringen, wäre ohnehin
eine totale Degradierung, so daß man sich freuen konnte, wenigstens konzertant
dieses Werk kennen zu lernen. Das endgültige Libretto mit Dialogen (Dialogregie
Dominik WILGENBUS) von Franz Karl Hiemer war der heutigen Zeit angepasst,
so daß sich dadurch der Zuhörer mehr und mehr in die Zeit der Romantik
einfügen konnte.
Das
MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter Ulf SCHIRMER, dessen außergewöhnlicher
Dirigatstil immer wieder auffällt, hatte das Orchester bestens geprobt
voll im Griff, gerade in den Solostellen der Instrumente (hier besonders
positiv auffallend das Violoncello von Rut NUTHELFER), zumal auch der
CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs, dieses Mal einstudiert von Robert BLANK,
sich bestens präsentieren konnte.
In
der Reihenfolge der Protagonisten im Programmheft erschien Lea Marlen
WOITACK als die stumme Silvana und Erzählerin als gute Wahl aus der Riege
der Theaterakademie, Michaela KAUNE in der Rolle der einen anderen Ritter
liebenden Mechtilde, deren leuchtender Sopran besonders in der Arie der
Mechtilde "Weh mir, es ist geschehen" zum Einsatz kommen konnte und die
ihr perfekt gelang, war ebenso eine gute Wahl. In der kleinen Rolle der
Kammerzofe der Mechtilde konnte Ines KRAPP glänzen.
Ferdinand
von BOTHMER, der den unerwünschten Bräutigam der Mechtilde Graf Rudolph
verkörperte, der sich spontan in das Waldmädchen Silvana verliebte, konnte
in seiner Auftrittsarie nebst Rezitativ "Arme Mechtilde" einen sehr guten
tenoralen Erfolg buchen, flachte leider zum Schluß der Oper etwas ab,
war aber im Großen und Ganzen eine gute Sängerwahl für diese Partie. Der
Tenor von Jörg SCHÖRNER als der von Mechtilde begehrte Bräutigam Albert
von Cleeburg konnte in vielen Passagen sehr gut überzeugen, in der Rolle
des Vaters der Mechtilde und schließlich auch des Waldmädchens Silvana
konnte der voll tönende Bariton von Detlef ROTH ebenfalls als Bestwahl
bezeichnet werden.
Andreas
Fust war mit Andreas BURKHART gut besetzt, während den Vogel des Abends
Simon PAULY als Knappe Krips nicht nur stimmlich überzeugend abschoß,
sondern auch durch humoristische Einlagen das Publikum begeisterte. Tareq
NAZAMI als Knappe Kurt sowie Marko CILIC in verschiedenen Sprechrollen
wie Herold und Ulrich, Silvanas Pflegevater, fügten sich gut in die Sängerriege
ein.
Ein
hochmusikalischer unvergeßlicher Abend eines ebenso unvergeßlichen Werks
eines großen Komponisten der Romantik - Carl Maria von Weber. ISt
|