Immer
wieder überrascht das Staatstheater am Gärtnerplatz mit durchdachten Inszenierungen
(für eine derselben, nämlich den "Tod in Venedig" erhielt es sogar den
Stern des Jahres für die beste Opernproduktion). So erklangen diesmal
Jacques Offenbachs zündende Melodien, die im Jahre 1858 durch den Deutschfranzosen
komponiert, als Geburtsstunde der Operette gelten. Berthold Brechts Enkelin
Johanna SCHALL inszenierte dieses Werk libretto-gerecht (Hector J.Crémieux
- Gesangstexte von Ludovic Halévy).
Diese
Geschichte der Antike, in welchem der Musiker Orpheus (hier mit Geige,
glänzend gespielt von der Geigerin aus dem Orchesters Kumiko YAMAUCHI)
durch den Tod seiner Ehefrau Eurydike, hervorgerufen durch deren Liaison
mit dem Gott der Unterwelt Pluto durch einen Schlangenbiß endlich von
seinem Ehejoch erlöst, aber durch die Öffentliche Meinung als Schützerin
der Ehe veranlaßt wird, in die Unterwelt zu steigen, um seine Frau wieder
auf die Erde zu holen, wurde durch ein geglücktes Bühnenbild von Horst
VOGELSANG, der u.a. sogar eine Abbildung des Theatervorhangs des Staatstheaters
am Gärtnerplatz dazu verwendete, dem Publikum anschaulich nahe gebracht.
Der im Hintergrund auftauchende und das Programmheft sowie Plakate zierende
Pavillon dürfte wohl den Pavillon des Wildparks aus Potsdam darstellen.
Die
farbenfroh entworfenen Kostüme von Jenny SCHALL, Schwester der Regisseurin,
passten sich der Inszenierung an. Die schon zu Beginn der Aufführung im
Publikum weilenden Götter waren in angedeutete Rokoko-Kostüme gekleidet
und ergänzten sich bestens mit den Kostümen der irdischen Figuren, die
in die Jetztzeit verlegt waren.
Von
der musikalischen Seite erklangen die einstmals und auch jetzt zündenden
Offenbach-Melodien kompositionsgerecht durch das Dirigat von Andreas KOWALEWITZ,
der sein ORCHESTER nach einer technischen schnell behobenen Lichtpanne
vor dem 2. Akt bis zum Schluß steigern konnte, wo der allseits so sehnlich
erwartete unsterbliche Can-Can erklang. Hier näherte man sich leider nicht
den einstmals bei der damaligen Pariser Männerwelt so beliebten Grisetten
an, sondern drückte durch die Choreografie von Romy HOCHBAUM das Höllenspektakel,
anders, aber nicht ungeglückt aus.
Von
der gesanglichen Seite besetzte man aus der Chorriege (sehr gute Choreinstudierung
von Jörn Hinnerk ANDRESEN) einige Götterrollen, so Mars und Ceres mit
Florian WOLF und Shirli POLENA sowie Faun, Apoll und Neptun (Ute WALTHER,
Stefan THOMAS und Marcus WANDL), die ihre Sache sehr gut machten. Die
Hauptprotagonisten kamen aus dem wie immer vorzüglich gewählten Ensemble
des Staatstheaters am Gärtnerplatz. In der Reihenfolge des Programmheftes
war Cornel FREY als Orpheus in sehr guter Abendform, Sybilla DUFFE in
der Rolle der Eurydike war nach anfänglichen Einsingeschwierigkeiten eine
sehr gute Wahl, stimmlich konnte sie sich bis zu ihrem Bacchantinnen-Auftritt,
in dem sie einige Koloraturen zu bieten hatte, gut steigern.
Der
potenzgewaltige Göttervater Jupiter, auch dementsprechend kostümiert,
war bei Dirk LOHR in den besten Händen, ebenso der Gegenpol Pluto von
Mario PODRECNIK, der sich darstellerisch sehr gut von dem liebestollen
Hirten in den Höllengott Pluto verwandeln konnte. Eine Glanzleistung in
der Gestaltung bot Marianne LARSEN als Öffentliche Meinung (sehr gut gestaltet
ihr Kostüm mit Zeitungen behangen), begleitet von Andreas BRÄU und Peter
HILLEBRAND. Götterehefrau Juno, stets betrogen, gestaltete Ann-Katrin
NAIDU rollengerecht, während Katja STUBER in stimmlicher Bestform als
jungfräuliche Jagdgöttin Diana aus ihrer Rolle eine geglückte Studie formte.
Der
Cupido von Stefanie KUNSCHKE war gesanglich sehr gut besetzt, Venus (Frances
LUCEY) und Merkur (Christoph KAYSER mit einer ebenso geglückten Studie)
fügten sich rollengerecht ein, ebenso die Minerva von Márta KOSZTALÁNYI.
Den Vogel des Abends schoß wieder einmal Gunter SONNESON als John Styx
ab ("Als ich noch Prinz war von Arkadien"), der wiederum bewies, daß er
zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Staatstheaters am Gärtnerplatz
gehört.
Eine
Inszenierung, die hoffentlich ihr begeistertes Publikum in Folge finden
wird. ISt
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