Bevor
Ende des Monats Peter Eötvös' neue Oper "Die Tragödie des Teufels" am
Nationaltheater uraufgeführt wird, bieten die Bayerische Theaterakademie
und die Hochschule für Musik als Vorgeschmack und Einstimmung schon einmal
seine erste, nun schon gut zehn Jahre alte, Oper "Tri Sestri" nach Anton
Tschechow.
Rosamund
GILMORE hat sich der Regie angenommen und zusammen mit Bühnen- und Kostümbildner
Carl Friedrich OBERLE eine Produktion voller Stimmung geschaffen. Der
Grundton der Bühne ist gewischtes Weiß, über dem Hauptorchester auf der
Bühne (Leitung Joachim TSCHIEDEL) schwebt eine offene Akustikmuschel wie
über einem Kurorchester, hinter den Musikern stehen die obligaten Birken.
Auf der Bühne davor finden sich ein zersägtes Klavier, ein langer Tisch,
in Teilen ohne Tischplatte, Stühle ohne Sitze, ein Sockel mit Schaukelstuhl
darauf und ein an Seilen schwebendes Metallbett. Surreales trifft hier
auf expressionistisch durchchoreographierte Bewegungen der Figuren.
Vor
der Bühne im Graben lenkt Ulf SCHIRMER die Solisten seines MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs,
die Instrumente jeweils klangliche Verkörperung einer Bühnenfigur mit
Einfühlungsvermögen und großer Präzision.
Eötvös
(Jahrgang 1944) konzentriert sich ganz auf die Titelfiguren, widmet ihnen
jeweils eine Szene, die aus ihrer Sicht erzählt wird. So geschehen manche
Dinge mehrfach, auch dies unterstreicht den surrealen Eindruck. Alles
ist ein bisschen wir in Trance, die Bewegungen gleitend, die Tschechowsche
Tristesse noch übersteigert. Diese Damen werden nie in Moskau ankommen.
Die
Figuren sind mit Studenten der Hochschulen und Gästen punktgenau besetzt,
die Schwestern mit Frauen, statt wie in der Uraufführung mit Countertenören
besetzt. Hier stechen besonders die Irina von Elvira HASANAGIC in ihrer
Fragilität und Unentschlossenheit, der zerbrechlich schwache Andrej von
Andreas BURGHART, die leidenschaftliche Mascha von Anna LAPKOVSKAJA, der
nervöse Doktor von Rouwen HUTHER, aber auch die kleine Partie der Amme
Anfisia von Rainer SIEGENTHALER besonders hervor. Alle singen und spielen,
als wäre das Werk Standard im Repertoire der Opernhäuser, und das auf
russisch, einer Sprache, die sich nicht versteckt, da durch die Orchesterteilung
die Sänger nie zugedeckt werden.
Wenn
die "Drei Schwestern" ein Vorbote für Qualität der Uraufführung sind,
so braucht sich der anwesende Komponist keine Sorgen zu machen. KS
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