3.
Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
Um
einen ungetrübten Musikgenuß zu erleben, sollte man eine Oper in konzertanter
Form besuchen, da dies die eigene Phantasie anregt, und man sich nicht
durch eine mißglückte Inszenierung quälen muß, die das wirkliche Handlungsgeschehen
von der musikalischen Seite her völlig außer Acht läßt.
Diesmal
sorgte der Bayerische Rundfunk für solch einen Opernabend im 3. Sonntagskonzert,
in dem er Giuseppe Verdis blutrünstigen Opernkrimi "Macbeth", der das
dunkle Schottland im 11. Jahrhundert wieder aufleben ließ, im Prinzregententheater
München zur Aufführung brachte. Man hörte die 2. Fassung von 1865 mit
den italienischen Texten von Francesco Maria Piave in Ergänzungen von
Andrea Maffei.
Friederich
HAIDER dirigierte meisterlich das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER, vor allen
Dingen die Ballettmusik im 3. Akt gelang dramatisch und verdigerecht.
Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs unter der bewährten Einstudierung von
Seniorchorleiter der Bayerischen Staatsoper Udo MEHRPOHL hätte die Chorszenen,
ob Hexen, Geister oder Volk nicht prägnanter darbieten können als geschehen
und vermochte dadurch den perfekten Abend abzurunden.
Bei
der Sängerwahl hatte der Bayerische Rundfunk eine glückliche Hand, vor
allen Dingen war die Titelpartie des machthungrigen Macbeth, der sich
den Mordplänen seiner ebenso machtgierigen Lady unterwerfen musste, hervorragend
gezeichnet und gesungen von Sebastian CATANA, der seinem kräftigen Bariton
die für diese Rolle nötige Intriganz und Bösartigkeit verleihen konnte,
steigerungsfähig bis zum Schluß ("Perfidi! All'Anglo contro me v'unite!").
Als Banquo verlieh Maurizio MURARO dieser Figur eine perfekte Stimmfärbung,
die vor allen Dingen in der Todesahnung "Studia il passo, o mio figlio"voll
zum Tragen kam, und dieser Figur Abendfülle verlieh.
Raffaella
ANGELETTI als Lady Macbeth, eine Sopranistin, die sich hauptsächlich dem
Verismo nahe fühlt, konnte als machtgierige und dem Wahnsinn verfallenen
Lady zwar gut disponiert in vielen Passagen überzeugen, lediglich fehlte
gerade bei ihrer Briefarie die für diese Partie nötige Dramatik und Bösartigkeit
im Vortrag. Die Schlafwandelszene im letzten Akt gelang ihr ganz ordentlich,
da sie hier piani einsetzen konnte. Luis DÁMASO als Macduff sang die berühmte
Arie "Oh figli, o figli miei" rollengerecht und konnte dadurch zum Gelingen
dieses musikalisch hochkarätigen Abend gut beisteuern.
Kremena
DILCHEVA als Kammerfrau der Lady, JunHo YOU als Malcolm sowie Tareq NAZAMI
in verschiedenen kleineren Baßrollen der Oper fügten sich sehr gut ein
sowie auch die beiden SOLISTEN.
DER
AUGSBURGER DOMSINGKNABEN, die die Erscheinungen des Macbeth sangen.
Alles
in allem konnte man zufrieden und erfüllt wieder einmal von einem geglückten
Opernabend nach Hause gehen. I.St.
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