2.
Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks
Anläßlich
des 200.Todesjahrs von Joseph Haydn wagte sich der Bayerische Rundfunk
an eine Aufführung seines leider kaum bekannten Werks "L'infedeltà delusa"
in konzertanter Form, die der Haydn-Spezialist Hansjörg SCHELLENBERGER
mit großer Sorgfalt und Einfühlung ins Werk dirigierte; fein herausgearbeitete
Tempisetzung und hohe Musikalität zeichneten den Dirigenten des MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTERs mit seinen Musikern aus.
Man
fühlte sich zurückversetzt in die Zeit der Fürsten Esterhazy in Eisenstadt,
wo Haydn als Hofkomponist wirkte, und wo "Die vereitelte Untreue oder
Untreue lohnt sich nicht", wie sich oben genannte Oper in deutscher Sprache
betitelt, am 26. Juli 1773 uraufgeführt wurde. Ein amüsantes Libretto
für diese Burletto per musica in zwei Akten von Marco Coltellini mag zum
Erfolg dieser Oper damals beigetragen haben, die sich aber wohl in der
Folge auf den Bühnen nicht durchsetzen konnte und vergessen zu sein schien,
und das sehr zu Unrecht.
Spannungsgeladen
mit viel komödiantischem Geschick auf die Konzertbühne gebracht erlebte
man eine humorige musikalische Verkleidungskomödie, die von einem wieder
einmal zur Heirat des Falschen gezwungenen jungen Mädchen inszeniert wurde,
um den "Richtigen" zu finden. Dieses junge Mädchen namens Vespina wurde
von einer jungen Sopranistin verkörpert, die nicht nur über eine ausgezeichnete
Stimmtechnik und Spielfreudigkeit verfügt, sondern auch dazu noch komödiantisches
Talent besitzt, um in allen Verkleidungsszenen (die dazu gehörigen Kostümumzüge
teils auf offener Bühne waren gekonnt) den Vogel des Abends abzuschießen.
Selbst die jeweiligen zu den Figuren gehörenden Stimmverstellungen konnte
diese junge Sängerin perfekt und ohne Anstrengung auf die Bühne bringen
- Iwona SOBOTKA heißt dieses Wunderwesen, der man international viel Aufmerksamkeit
entgegenbringen müßte.
Die
übrigen Protagonisten waren junge, in München kaum bekannte Stimmen, die
man sich aber ruhig einprägen möge. Mijke SEKHUIS als Sandrina bestand
ihre Aufgabe neben Iwona Sobotka sehr gut, von den Herrn gefiel Aleksander
KUNACH als Filippo mit sehr gut geschultem Tenor, Leif ARUHN SOLÉN als
Nencio zeigte ein sehr gutes Spieltalent, was sein etwas leises Stimmvolumen
ausglich. Dominik WÖRNER als Nanni mit Spielopern-Baß fügte sich bestens
in die junge Sängerriege ein.
Das
Cembalo von Hedwig BILGRAM klang wie immer routiniert, ebenso das Violoncello
von Edgar GREDLER. Etwas merkwürdig war die Bühnenkleidung der Protagonisten,
die Damen in Abendrobe, während die Herren sehr salopp in Hemd und Hose
auftraten. War das gewollt? ISt
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