An
dieses immer wieder gern gehörte Belcanto-Werk von Gaetano Donizetti wagte
sich dieses Mal - allerdings in deutscher Sprache gesungen (neue deutsche
Bearbeitung Josef Heinzelmann, was allerdings dem so hochmusikalischen
Werk nicht allzu zuträglich ist) - das Staatstheater am Gärtnerplatz in
einer zwar konventionellen (Gott sei Dank) Inszenierung, die aber den
Ort der Handlung in zwei Länder teilt. Im 1. Akt fühlte man sich wohl
in einem italienischen oder Südtiroler Bauerndorf, in dem das Geschehen
librettogemäß auch zu spielen hat, während Nico RABENWALD, der die Inszenierung
übernommen hatte, den 2. Akt in ein bayerisches Dorf verlegte mit einer
fast lächerlichen Imitation von bayerischer Originaltracht (Kostüme und
Bühne Manfred BREITENFELLNER) und einem wieder einmal für alles herhalten
müssendes Ludwig II.-Bildnis.
Warum
muß eigentlich immer das traditionsreiche Volk der Bayern in einer nahezu
verunglimpfenden Weise in Operninszenierungen Niederschlag finden? Außerdem
ist es Herrn Rabenwald nicht gelungen zu bedenken, daß es sich hier um
eine italienische Oper handelt, in dem auch die Figuren der Handlung italienische
Namen tragen, so daß die Bayern hier auf keinen Fall eine Rolle spielen
können und dürfen.
Die
musikalische Interpretation war überaus zufriedenstellend, gerade das
Dirigat Liviu PECU fand eine leistungsgerechte Aufnahme beim Publikum,
auch der CHOR DES STAATSTHEATERs unter der Einstudierung von Jörn Hinnerk
ANDRESEN erbrachte eine sehr gute Abendleistung.
Adrian
XHEMA als Nemorino, mit einem höhensicheren Tenor ausgestattet, der leider
an diesem Abend an manchen Stellen zum Forcieren neigte, machte seine
Sache sehr gut, aber vielleicht klingt "Una furtiva lacrima" in deutsch
gesungen einfach etwas anders. Auch kam in Spiel und Vortrag und mit voluminösem
Bariton die Leistung von Daniel FIOLKA als Belcore sehr beeindruckend
zum Publikum, auch Milica JOVANOVIC als Giannetta konnte sich stimmlich
sowie darstellerisch sehr gut präsentieren.
Den
absoluten Vogel allerdings schossen zwei Protagonisten ab, nämlich Talia
OR als Adina, der mit ihrem leuchtenden und ausdruckstarken Sopran und
auch in ihrer Darstellung selbst beim deutschen Text noch ein ausdrucksvolles
Belcanto gelang, gerade in den piani-Höhen, und Stefan STEVENICH als der
alles einfädelnde "Dorfbader" Dulcamara, der schon gleich mit seinem Auftrittslied
auf seiner fahrenden Mixturen-Apotheke für eine perfekte stimmliche und
zugleich humoristische Darstellung dieser Partie sorgen konnte.
Eine
nicht von der Hand zu weisende, allerdings makabere, Regie-Idee sei noch
zu vermerken: Als Nemorino sein Handgeld erhielt, zog man ihm aus einer
Altkleiderkiste die Uniform eines auf dem Schlachtfeld verbluteten Soldaten
an, was wieder mal einmal beweist: Heutige Regisseure können wohl auf
solche Dinge bei ihren Inszenierungen nicht verzichten. I.St.
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