Mit
einer konzertanten Aufführung der viel zu lange nicht auf der Bühne in
München gespielten Operette von Franz Lehár präsentierte sich dieses Mal
das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter der Leitung von Ulf SCHIRMER, der
sein Orchester temperamentvoll wie stets durch den Abend führte und auch
zu einem operettenhaften Klang brachte. Die Titelfigur lehnte sich im
Großen und Ganzen an den historischen Zarewitsch Alexej Petrowitsch (1680
- 1718) an, dessen Liebe zu einer Leibeigenen die Handlung des Stücks
ausmacht und demnach auch zu einem entsagungsvollem Ende dieser Liebe
führt.
Musikalisch
entführt uns der Komponist ins alte Rußland, und schon das Entrée drückte
durch die Introduktion des CHORS (wie immer Besteinstudierung von Udo
MEHRPOHL) und während des ganzen Abends in Bestform die russische Seele
aus, man konnte bereits in den ersten Takten des Orchesters den tragischen
Ausgang des Werks erahnen.
Leider
mußte der für die Titelpartie vorgesehene Piotr Beczala wegen Erkrankung
absagen, man fand dafür Mathias KLINK, der selbst gesundheitlich angeschlagen,
die Partie gut zu Ende brachte, und der vor allen Dingen die von Lehar
für seinen Lieblingstenor Richard Tauber, der auch die Uraufführung 1927
sang, komponierten Kopfstimmenhöhen sehr gut, manchmal wohl krankheitsbedingt
etwas verhalten, einsetzen konnte. Diese Höhen verwendete Franz Lehar
in fast all seinen Tenorkompositionen, da sie einen besonderen tenoralen
Schmelz erzeugen, und für deren Einsatz Lieblingstenor Richard Tauber
berühmt war.
Ihm
zur Seite mit feinfühliger kollegialer Unterstützung die Leistung von
Alexandra REINPRECHT als Sonja, die nicht nur mit wunderschönen Pianotönen
("Einer wird kommen", "Warum hat jeder Frühling auch nur einen Mai") ihren
Gesangseinlagen Ausdruck verlieh, sondern auch darstellerisch einen sehr
guten Ausdruck zeigte. Sehr eindrucksvoll das Duett "Hab nur Dich allein",
wo man ein hier eine besonders geglückte Stimmharmonie der beiden Hauptprotagonisten
feststellen konnte.
Als
Buffopaar Mascha und Iwan erlebte man die Stimmen von Christa LANDSHAMMER
und Andreas WINKLER. Beide zeigten eine sehr gute darstellerische und
sängerische Interpretation ihrer Rollen, leider war hier manchmal das
Orchester allzu temperamentvoll, so daß diese Stimmen zu leise zum Publikum
kamen. In den Sprechrollen traten Jutta NEUMANN (Gräfin), Robert Andrej
AUGUSTIN (Großfürst), Frank MARHOLD (Minister) und Marian KINDERMANN auf,
letzterer stellte den italienischen Papagallo Bardolo so naturgetreu dar,
daß er bei seinem Abgang Szenenapplaus erhielt.
Das
Publikum des ausverkauften Prinzregententheaters ging begeistert mit und
wünschte sich sicherlich, wieder einmal häufiger den Zauber der Operette
zu spüren. I.St.
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