Vorstellung
für die Freunde des Nationaltheaters
Anläßlich
des 40. Wiedersehenstreffen ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper
erklangen unter der überragenden musikalischen Leitung von Dan ETTINGER
dieses Mal in der einstmals umstrittenenen, mittlerweile publikumsgerecht
entsorgten Inszenierung (Lina WERTMÜLLER) Georges Bizets zündende Melodien
seiner Oper Carmen. Und es eilten viele der großen Alten herbei, um wieder
einmal in ihrem früheren Haus mit den alten Kollegen Wiedersehen zu feiern;
allerdings waren es in diesem Jahr bedeutend weniger als in den anderen
Jahren, was wohl an der eisigen Kälte derzeit in München gelegen haben
wird.
Man
sah und begrüßte u.a. von den Damen die Kammersängerinnen Lilian Benningsen,
Antonia Fahberg, Ingeborg Hallstein, Hildegard Hillebrecht, Edith Mathis,
Annelie Waas und von den Herren die Kammersänger Franz Crass, Heinz Imdahl
und den Solotänzer Heino Hallhuber.
Mit
uns allen erlebten sie das bunte ganz im spanischen Milieu befindliche
Treiben in Originalkostümen auf der Bühne (Enrico JOB), das den einen
oder anderen an die Vergangenheit erinnert haben möge, in welcher er in
der einen oder anderen Rolle auf der Bühne stand. Zur hohen Musikalität
des Dirigats gesellten sich dazu noch ausgezeichnet erarbeitete CHORszenen,
auch mit dem KINDERCHOR (Andrés MASPERO).
Als
Bestbesetzung der Titelrolle erwies sich Kate ALDRICH, deren wohlklingender,
ausdrucksbetonter Mezzosopran nebst einer durchdachten Rollenauffassung,
verführerisch und doch seelenvoll, einer Carmen voll gerecht wurde. Marco
BERTI als Don José sang seinen Part ganz ordentlich, konnte aber wenig
Ausstrahlung zeigen, man kann Carmen wohl verstehen, daß sie sich dem
Stierkämpfer Escamillo zuwendet, der von Erwin SCHROTT verkörpert wurde,
der sich auf der Opernbühne erheblich wohler zu fühlen scheint als in
einem Arienabend. Seine Rolleninterpretation gelang ihm gut, sein Auftrittslied,
das von einem Escamillo-Interpreten immer gefürchtet und für ein Gelingen
dieser Partie an einem Carmen-Abend verantwortlich ist, war mit fülliger
differenzierter Stimme gesungen. Die Micaela von Genia KÜHMEIER war rollengerecht
gesungen mit ihr eigenen sehr guten piani-Stellen, die sie an diesem Abend
aber verhalten brachte.
Man
erlebte ferner in den anderen Partien einen in Stimme und Darstellung
sehr gut disponierten Christian VAN HORN als Zuniga und in den Schmuggler-Rollen
konnte man die Ensemble-Mitglieder der Bayerischen Staatsoper Christian
RIEGER als Dancairo, Kevin CONNERS als Remendado, Lana KOS als Frasquita
und Anaik MOREL als Mercedes erleben, deren Schmuggler-Quintett mit Kate
Aldrich zu einem musikalischen Höhepunkt wurde. Nikolay BORCHEV in der
kleinen Rolle des Sergeanten Morales wirkte naturgemäß etwas blass, der
Wirt Lillas Pastia Manfred ULTSCH fügte sich gut ein.
Die
großen Alten waren dieses Mal nicht enttäuscht. ISt
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