Viel
zu lange schlummerte dieses musikalische Kleinod in den Schubladen, um
dessen Aufführung sich der Komponist und Textdichter E. T. A. Hoffmann,
ein Leben lang bemühte. Er schrieb dessen Text nach Calderóns "La banda
y la flor" (die Schärpe und die Blume), das er in Schlegels Spanischem
Theater um 1807 entdeckt hatte und das er für einen idealen Opernstoff
hielt. Um dessen Entdeckung kümmerte sich jetzt Staatsintendant Dr. Peters
(er stellte es zuerst in Ludwigsburg bei den dortigen Schlossfestspielen
vor), und brachte es wohl ganz nach dem Herzen E. T. A. Hoffmanns auf
die Bühne. Dazu hatte er aber auch Ezio TOFFOLUTTI, dem Inszenierung,
Bühne und Kostüme oblagen, zur Verfügung, der sich dabei ganz nach dem
Zeitalter der Komposition richtete, und damit diesem Werk zu einem vollen
Erfolg zwei Jahrhunderte später verhalf.
In
einem Schloßgarten des 18. Jahrhunderts mit Labyrinth im französischen
Stil mit inkludiertem Pavillon spielt sich die Verwechslungskomödie mit
vier Paaren ab, untermalt durch die romantische Komposition des Textdichters
(einfühlsames Dirigat durch den Dirigenten des Abends Andreas KOWALEWITZ,
der das glänzend disponierte ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ
führte), aus der man die Verehrung des Komponisten für Wolfgang Amadeus
Mozart in allen musikalischen Stücken, ob Arien oder Duette und auch in
Ouvertüre, heraushörte. Man sah durch den Ideenreichtum des Regisseurs
die damaligen Neuentdeckungen auf der Bühne, wie ein Holzrad, auf dem
der Herzog von Florenz (gut gezeichnet und gesungen von Gary MARTIN) durch
seinen Garten steifte und den Schachautomaten des Barons von Kempelen,
mit dem sich der Herzog während seiner Musestunden beschäftigte (stumme
Rolle von Stephanie SCHLEIDT, die neben einem Pagen auch einen den Herzog
als Imperator Malenden verkörperte, ganz dem damaligen Zeitgeist entsprechend).
Eine
weitere stumme Rolle wie u.a. den Meister Floh wurde von Sieglinde ZÖRNER
zur Auflockerung dargestellt. Besonders einstimmend auf das Kommende waren
die während der Ouvertüre auf der Bühne stattfindenden Schattenspiele
der Rokoko-Zeit. Bei dieser Verwechslungskomödie stand Dr. Peters aber
auch für diese Uraufführung ein ausgezeichnetes Sängermaterial zur Verfügung,
die neben dem schon erwähnten Gary Martin als Herzog auch über ein ausreichendes
schauspielerisches Können verfügen. Den leidtragende Enrico, dessen Liebespfänder
Schärpe und Blume zu vielen Problemen der Liebe und der Eifersucht wurden,
der aber zum Schluß dann doch die richtige Angebetete bekam, sang die
ausgezeichnete Tenorstimme von Robert SELLIER mit eindrucksvoller Gestaltungsfähigkeit,
ihm zur Seite als Lisida Stefanie KUNSCHKE, prädestiniert für lyrische
Partien.
Die
Geliebte des Herzogs Cloris Thérése WINCENT mit leuchtenden Tönen, an
diesem Abend leider mit allerdings wenigen schrillen Höhentönen, und Nisa
Sybille SPECHT mit Ottavio FLORIAN SIMSON als 3. Paar boten eine gute
Ensembleleistung, während das Dienerpaaar Celia Sybilla DUFFE, die auch
noch die Rolle eines Sängers interpretierte, und Ponlevi Stefan SEVENICH
den abendlichen Vogel abschoß, vor allen Dingen zeigte Stefan Sevenich
ein ausgeprägtes humoristisches Darstellungskönnen. Vater Fabio, verkörpert
von Jörg SIMON, war eine gut gezeichnete Figur.
Unendlicher
Beifall am Schluß, viel Bravos für Regisseur und Darsteller - eine Seltenheit
bei heutigen Opernpremieren. Gratulation an die Intendanz für die Entdeckung
des Werks. ISt
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