Ganz auf Besinnlichkeit und Romantik stellte Anja HARTEROS in der Programmauswahl ihren hochkarätigen Liederabend bei den Münchener Opernfestspielen ab, einfühlsam begleitet und auf die Stimmfeinheiten der Interpretin abgestimmt durch den Pianisten Wolfram RIEGER. Begonnen mit dem kaum gehörten "Gebet zu Gott" von Joseph Haydn, das sie wohl für ein Gelingen ihres Liedvortrags (von vorneherein gewährleistet) gleich zu Anfang wählte, bildete eine gute Überleitung zu Ludwig van Beethovens "An die Hoffnung" und "Ich liebe Dich".

Frau Harteros ist eine vielseitige erfahrene Operninterpretin und konnte diese Erfahrung an diesem Abend bei ihren perfekten Liedvorträgen voll ausleben, da immerhin Lieder als "kleine Opern" zu bezeichnen sind. Das bewiesen auch während des ganzen Abends die lautstarken Bravorufe des Publikums, das nach den jeweiligen Liedfolgen geradezu aus dem Häuschen schien.

Besonders ausdrucksvoll erklangen die Schubert-Lieder, hier besonders einprägend der "Schwanengesang" und "Gretchen am Spinnrade", da hier die Bühnenerfahrung der Künstlerin besonders zum Tragen kam. Mit viel Ausdruck kamen dann auch die Schumann-Lieder vor der Pause zu Gehör, hier besonders erwähnenswert die "Widmung", mit viel Wärme vorgetragen.

Nach der Pause wieder einmal und glücklicherweise Richard Strauss mit vier Liedern, begonnen geheimnisvoll mit "Die Nacht", temperamentvoll "Wie sollten wir geheim sie halten", innig "Meinem Kinde" und mit viel Dramatik in "Befreit".

Ihren perfekten Liedvortrag beendete Frau Harteros mit fünf Brahms-Liedern "Liebestreu", "Wenn du nur zuweilen lächelst", "Der Tod, das ist die kühle Nacht", "An ein Veilchen" und "Von ewiger Liebe", wobei eines in der Besprechung herauszustreichen, einfach wegen der Perfektion im Vortrag aller Lieder ungerecht wäre.

Drei Zugaben erzwang sich das Publikum, die Frau Harteros mit Johannes Brahms "Dein blaues Auge" begann und mit Beethovens "Du holde Kunst" und Richard Strauss "Zuneigung" ihren Liederabend endgültig abschloß. "Habe Dank" Anja Harteros für diesen wundervollen Abend des Liedgesangs. I.St.