"ARCHITEKTUR DES REGENS" - 21. April 2008

Seit 20 Jahren gibt es heuer die Münchener Biennale für neues Musiktheater, gegründet von Hans Werner Henze, seit zwölf Jahren nun geleitet von Peter Ruzicka. Und wieder stehen Produktionen an, die die Grenzen des Musiktheaters ausloten und vielleicht erweitern, neu definieren wollen.

"architektur des regens" des Österreichers Klaus Lang (Jahrgang 1971) ist eine davon. Lang, wie viele Komponisten vor ihm, ist fasziniert von der Kultur Japans. Von der unbedingten Verknappung der Mittel, wie z. B. in einem Haiku. Nur bezieht er die Reduktion nicht nur auf das von ihm verfaßte Libretto, sondern auch auf die Musik. Acht Instrumentalisten (das hervorragende ENSEMBLE TRIOLOG MÜNCHEN unter Mark ROHDE) benötigt das Werk, aber wohl nie sind alle gleichzeitig zu hören.

Die Vorlage bildet ein Stück des Nô-Theaters, auch hier wenig äußere Handlung, mehr innerer Diskurs zweier Männer, einem Städter und einem Holzfäller (genauer gesagt der Poesie in Gestalt eines Holzfällers). Lang besetzt die beiden Rollen mit Sopran-Stimmen (stimmschön und präzise Katia GUEDES als Poesie und mit etwas Mühe in der Gestaltung Gotho GRIEMEIER als Städter). Über neunzig Minuten entfaltet sich so ein flüchtiges Treffen, Begegnung und Trennung bis am Ende im Traum des Städters die Poesie als Gottheit erscheint.

Die Inszenierung von Claudia DODERER läßt sich auf die Idee ein mit wenigen streng choreographierten Bewegungen, dunkel erdfarben changierenden Wänden, in denen immer wieder die Klänge der Landschaft durchscheinen in Gestalt dreier Sänger (Boris DASKALOV, Siegfried DIETRICH und Marius MOCAN) und wenig, aber sehr wirkungsvoll eingesetztem Licht. Zum Glück verzichtet Doderer auf japanische Versatzstücke.

Der Text wird durch die Stimmbehandlung (zerdehnte Silben in oft hohen Lagen) unverständlich und wird leider nicht als Übertitelung mitgeliefert, wohl um nicht abzulenken. Trotzdem ist auch der knappe Text so reich, daß man ihn gern mitgelesen hätte.

Im Publikum herrschte auffallend große Stille, so daß das Konzept der Meditation aufgegangen zu sein scheint. KS