Seit
20 Jahren gibt es heuer die Münchener Biennale für neues Musiktheater,
gegründet von Hans Werner Henze, seit zwölf Jahren nun geleitet von Peter
Ruzicka. Und wieder stehen Produktionen an, die die Grenzen des Musiktheaters
ausloten und vielleicht erweitern, neu definieren wollen.
"architektur
des regens" des Österreichers Klaus Lang (Jahrgang 1971) ist eine davon.
Lang, wie viele Komponisten vor ihm, ist fasziniert von der Kultur Japans.
Von der unbedingten Verknappung der Mittel, wie z. B. in einem Haiku.
Nur bezieht er die Reduktion nicht nur auf das von ihm verfaßte Libretto,
sondern auch auf die Musik. Acht Instrumentalisten (das hervorragende
ENSEMBLE TRIOLOG MÜNCHEN unter Mark ROHDE) benötigt das Werk, aber wohl
nie sind alle gleichzeitig zu hören.
Die
Vorlage bildet ein Stück des Nô-Theaters, auch hier wenig äußere Handlung,
mehr innerer Diskurs zweier Männer, einem Städter und einem Holzfäller
(genauer gesagt der Poesie in Gestalt eines Holzfällers). Lang besetzt
die beiden Rollen mit Sopran-Stimmen (stimmschön und präzise Katia GUEDES
als Poesie und mit etwas Mühe in der Gestaltung Gotho GRIEMEIER als Städter).
Über neunzig Minuten entfaltet sich so ein flüchtiges Treffen, Begegnung
und Trennung bis am Ende im Traum des Städters die Poesie als Gottheit
erscheint.
Die
Inszenierung von Claudia DODERER läßt sich auf die Idee ein mit wenigen
streng choreographierten Bewegungen, dunkel erdfarben changierenden Wänden,
in denen immer wieder die Klänge der Landschaft durchscheinen in Gestalt
dreier Sänger (Boris DASKALOV, Siegfried DIETRICH und Marius MOCAN) und
wenig, aber sehr wirkungsvoll eingesetztem Licht. Zum Glück verzichtet
Doderer auf japanische Versatzstücke.
Der
Text wird durch die Stimmbehandlung (zerdehnte Silben in oft hohen Lagen)
unverständlich und wird leider nicht als Übertitelung mitgeliefert, wohl
um nicht abzulenken. Trotzdem ist auch der knappe Text so reich, daß man
ihn gern mitgelesen hätte.
Im
Publikum herrschte auffallend große Stille, so daß das Konzept der Meditation
aufgegangen zu sein scheint. KS
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