Das
zweite Paradisi-Gloria-Konzert unter dem Motto "Magnificat" wurde vom
Himmel auf besondere Weise begleitet. Kaum hatte die Dirigentin Anu TALI
den Taktstock erhoben, erschallte von draußen der Geräuschteppich prasselnden
Regens gefolgt von Blitzen und lautem Donner, alles gut sicht- und hörbar
im filigranen Bau der Herz-Jesu-Kirche. Und so entsponn sich nach dem
Konzert die Diskussion, ob dieser Einwurf Gija Kantschelis "Morgengebete"
nun bereichert oder gestört habe. Das Werk für Kammerorchester und Tonband
bereitet einen Klang von getragenen elegischen Streicherflächen, immer
wieder unterbrochen vom Klavier oder einer hohen Stimme vom Band bis endlich
am Schluß eine Art Sonnenaufgang zu hören zu sein scheint. Eine Erlösung?
In diesem Fall auch eine vom Gewitter, das sich nach diesen fast dreißig
Minuten wieder verzogen hatte.
Wie
schon beim ersten Konzert der Magnificat-Reihe war auch an diesem Abend
die Uraufführung ein Gewinn. Keine Worte bietet das "Magnificat" des bayerischen
Komponisten Rainer Bartesch (geb. 1964), wohl aber strahlende Klänge,
besonders in den solistisch besetzen Bläsern, die sich über die Streicher
und das Schlagwerk erheben. In diesem strahlenden Erheben liegt wohl auch
der Bezug zum Thema, den man so wahrnimmt, was nicht bedeutet, daß das
Werk ohne seinen bezugreichen Titel an Wirkung verlieren würde.
Das
sperrigste Stück des Abends, und damit fast so etwas wie ein Fremdkörper,
war das Stück "An der Schwelle" von Isang Yun, Sonette für Bariton, Frauenchor,
Bläser, Schlagzeug und Orgel. Von der Orgelempore fiel das Stück gewaltig
auf die Zuhörer nieder. Viele harte Kanten hat dieses Werk aus den siebziger
Jahren, und so wurde der Text von Albrecht Haushofer von Kay STIEFERMANN
und den Damen des CHORs DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS emphatisch dargeboten.
Heinrich
Kaminskis "Magnificat" oblag es am Schluß den Bogen zu den ersten Stücken
zu schlagen, indem er sich des lateinischen Bibeltextes Mariens bedient.
Kaminski, viel zu selten präsent in Konzertprogrammen, baut hier auf wechselseitige
Spannungen zwischen Solo-Bratsche (Norbert MERKL) und Streichern, sowie
kleinem, aber lautstarkem Fernchor und Sopran-Solo (eine wunderbare Elena
GORSHUNOVA mit dem richtigen Maß zwischen Kraft und diffiziler Gestaltung).
Wie
so oft war man dankbar für die überlegte Auswahl und die gelungene Darbietung
des Programms. KS
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