Die
Minimalisten sind auf den Münchner Opernbühnen nicht wirklich oft zu Gast.
Daher verwundert es kaum, daß die Produktion von Philip Glass' "Die Schöne
und das Biest" eine Münchner Erstaufführung ist (es gäbe wohl noch viele
davon). Somit ist allein die Wahl des Stückes dem neuen Intendanten Ulrich
Peters hoch anzurechnen.
Aber
das gute Händchen zeigt sich noch weiter. Glass' Oper, nach einem Film
von Jean Cocteau, ist auch räumlich eine gute Wahl. Keine Kammeroper,
aber auch kein Monumentalwerk, füllt es den Raum des Gärtnerplatztheaters
aufs schönste aus.
Rosamund
GILMORE versucht gar nicht erst eine Cocteau'sche Ästhetik zu kopieren,
verfällt aber auch nicht ins märchenhaft Kitschige. Zu Beginn erinnert
der Raum (Bühne und Kostüme Friedrich OBERLE) mit seinen spitzen Häusern
eher an Lyonel Feininger, später wirkt oft der leere Raum versetzt mit
einzelnen Dekorationsstücken auf der Drehbühne bis hin zu einem Auto.
Entscheidender ist das Licht (Lichtgestaltung Wieland MÜLLER-HASLINGER),
das die Bühne in klare kühle Farben taucht zwischen blau und rot.
Die
Handlung ist schnell erzählt. Ein Vater mit einem Sohn und drei Töchtern
(zwei Furien und der Schönen) bricht im Garten des Biests eine Rose und
soll dafür mit dem Tod bezahlen, es sei denn, eine seine Töchter ist bereit
für ihn einzustehen. So geht denn die Schöne zum Biest, das sich sofort
in das Mädchen verliebt. Durch ihre Loyalität und Freundlichkeit wird
das Biest am Ende erlöst und erweist sich, wie kann es anders sein, als
Prinz.
Lange
Instrumentalszenen unterbrechen immer wieder die Handlung und fordern
tänzerische Ausgestaltung. Als ausgebildete Choreographin läßt Rosamund
Gilmore es sich nicht nehmen, diese zu gestalten. Sie findet schöne Bilder
voller Anmut und leichtem Humor in phantasievollen Masken, kann aber die
Unausgewogenheit des Stückes damit nicht ganz abfedern. Irgendwann wartet
man einfach auf den Fortgang der Handlung. Die Figuren bewegen sich sicher
zwischen Psychologie und märchenhaftem Holzschnitt.
Sybille
SPECHT verzaubert als La Belle, und Julian KUMPUSCH gelingt der aufwendige
Spagat zwischen seinen beiden (oder drei) Rollen als Biest und als Freund
der Familie Avenant. Holger OHLMANN, plakativ auf alter Mann geschminkt,
drückt die rechte Verzweiflung des vierfachen Vaters aus. Thérèse WINCENT
und Stefanie KUNSCHKE genießen sichtlich die Rollen der zänkischen Schwestern
Félice und Adelaide, und Daniel FIOLKA als Bruder Ludovic ist ganz Teenager.
Das
vielleicht größte Verdienst des Abends gebührt allerdings David STAHL
und dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ. Wie es ihnen gelingt
Glass' Musik über anderthalb Stunden spannend zu gestalten, die Dynamiken
herauszuarbeiten und Bögen aufzubauen ist beeindruckend und allein einen
weiteren Besuch wert. Bitte mehr von solchen Produktionen, Herr Peters.
KS
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