So
wohltuend gar nicht weihnachtlich kam das 2. Sonntagskonzert des MÜNCHNER
RUNDFUNKORCHESTERs daher. Im Gegenteil, gegensätzlicher hätte das Programm
kaum ausfallen können. So begann man mit dem "Cornet Rilke" von Viktor
Ullmann in der Fassung für Sprecher und dreizehn Instrumente von Bernd
Thewes.
Dieses
Stück, 1944 in der Klavierfassung im KZ Theresienstadt uraufgeführt, beeindruckt
immer wieder durch die stimmige Umsetzung der Geschichte des Cornet Rilke
um 1663, dieses Antikriegsstückes von Rainer Maria Rilke. Sehnsucht, Krieg,
Liebe und Tod werden dort thematisiert, Themen, die Ullmann nur zu gut
kannte. Franz TSCHERNE sprach das Melodram deklamatorisch stilisiert von
den Musikern sensibel begleitet.
Welch
ein Wandel nach der Pause. Albert Lortzings letzte Oper "Die Opernprobe",
die Uraufführung fand am Abend vor seinem Tode statt, ist das klassische
Verwechselungs- und Verwirrspiel, in dem die Liebhaber sich als Sänger
ausgeben, statt gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. In der kurzen,
sechzig Minuten dauernden Oper wird der Verwechselung allerdings nicht
viel Raum gelassen, kaum haben die beiden Herren von Reinthal und sein
Diener Johann ihre Charade ersonnen, um das Herz der Angebeteten zu erlangen,
fliegen sie auch schon auf, beobachtet vom allgegenwärtigen Kammermädchen.
Das
große Plus dieser konzertanten Aufführung bestand in der Besetzung mit
nur jungen Sängern, überwiegend frischen Preisträgern (hier wiederum zu
großen Teilen des Musikwettbewerbs der ARD). Diese konnten so ihre große
Begabung beweisen. Allen voran Carolina ULLRICH in der heimlichen Hauptrolle
des Kammermädchens Hannchen, die, wie die meisten anderen auch, so viel
Spiel in die Sache brachten, wie in einer konzertanten Aufführung möglich,
und die überaus textverständlich und gestaltungssicher ihre Partie erfüllte.
Ihr
kaum nach standen Peter SCHÖNE als Diener Johann, der bereits des öfteren
auch mit neuer Musik überzeugte, und Michael KRANBITTER, dem in seinen
jungen Jahren die Aufgabe zufiel, den alten Grafen zu singen, eine Aufgabe,
die er mit viel Ironie und Witz bestritt. Aber auch das Objekt der Begierde
Louise wurde von Ilse EERENS gut gestaltet, wie auch die alte Gräfin von
Vera SEMIENNIUK, der Diener Martin von Jörg WESTKAMP oder Klaus BASTEN
als Diener Christoph. Einzig Hauke MÖLLER als junger Liebhaber Baron von
Reinthal zeigte in der Höhe eine enge Stimmführung, was seiner Spielfreude
aber keinen Abbruch tat.
Ulf
SCHIRMER am Pult demonstrierte wieder einmal, daß es für ihn keinen Unterschied
macht, ob eine Musik 1851 oder 1944 entstanden ist. Selbst ein so heterogenes
Programm weiß er zu vermitteln. KS
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