Alljährlich
veranstalten die Freunde des Nationaltheaters - an diesem Abend zum 39.
Mal - ein Wiedersehenstreffen ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper
- mit einer abendlichen Festaufführung einer Oper, der ein Grußwort des
Vorstandes vorausgeht, diesesmal von dem neuen Vorstand der Freunde Prof.Dr.Berhold
Eichwald.
In
Anwesenheit vieler Sängergrößen der Vergangenheit, deren unvergessene
Leistungen immer wieder das gerade bei dieser Vorstellung anwesende Publikum
ihre Referenz bezeugt (man sah unter vielen die Kammersänger und Kammersängerinnen
Lilian Benningsen, Antonia Fahberg, Gertrud Freedmann, Ingeborg Hallstein,
Edith Mathis, Hertha Töpper, Felicia Weathers, Annelie Waas, bei den Herren
zum ersten Mal der Gefängniswärter des Werks vom Dienst Gerhard Auer,
sowie Franz Crass, Hans Günther Nöcker) erklang dieses Mal Puccinis Verismo-Werk
in der alten bewährten Inszenierung von Götz FRIEDRICH, bei der als abgespielt
nur das lautstarke Aufklatschen des Zwischenvorhangs (Roma 1800) am Ende
jedes Aktes zu bemerken war.
Die
musikalische Leitung hatte Niksa BAREZA, der nach dem 1. Akt die Lautstärke
des ORCHESTERS zurücknahm und nach dem 2. Akt die Sängeruntermalung bis
zum Ende werksgerecht zu Ende führte. Die Leistung des CHORS hinter der
Bühne im 2.Akt (Einstudierung Andrés MASPERO) war ebenfalls etwas zu kräftig,
so daß die Verständlichkeit des Handlungsgeschehens auf der Bühne während
Toscas Konzertarie sehr darunter litt.
In
der Partie der Tosca vernahm zum ersten Mal die Stimme der chinesischen
Sopranistin Hui HE, die ein wundervolles Stimmaterial aufweist, das gerade
für Verismo-Partien hervorragend geeignet ist - kräftig, voluminös - und
trotzdem konnte sie ihre sängerische Gestaltung durch die nötigen piani
ausstatten. Ihr "Vissi d'arte, vissi d'amore" könnte nicht besser gesungen
sein. Lediglich fehlt es an der nötigen Bühnenpräsenz, und ihr "Avanti
da lui tremava tutta Roma" nach dem Mord an Scarpia erklang eintönig,
so daß anzunehmen ist, daß es doch für eine fernöstliche Sängerin schwierig
ist, die Frauenfiguren der italienischen Oper mit viel Wärme auszustatten.
Lag das an mangelnder Einfühlung in die italienische Sprache?
Dies
bemerkte vielleicht auch der ihr zu Seite gestellte Cavaradossi von Zoran
TODOROVICH, der sich nach verhaltenen Tenortönen im 1. Akt sich ab "gloria-victoria"
sehr gut freisingen und eine gute Abendleistung mit starker Bühnenpräsenz
bieten konnte, mit seiner Partnerin aber nur verhalten umging.
Sein
Debut an der Bayerischen Staatsoper als Scarpia gab Gerd GROCHOWSKI, der
sich dafür eine andere Partie hätte aussuchen sollen. Sein Scarpia war
farb- und ausdruckslos in der Darstellung, zeigte aber eine sehr gute
Stimmdisposition.(In den Reihen der anwesenden Sängergrößen der Vergangenheit
fehlte der beste Scarpia-Interpret der Bayerischen Staatsoper - KS Thomas
Tipton, der am 22. September 2007 verstorben war).
Eine
humoristische Studie des Mesners zeigte wie eh und je Alfred KUHN, während
die übrigen Darsteller wie Steven HUMES (Angelotti), Ulrich RESS und Hermann
SAPELL (Spoletta und Sciarrone), Rüdiger TREBES (Gefängniswärter) und
Laura REY (Stimme des Hirten) sich in ihrer Abendleistung gut in das Geschehen
einfügten.
Manch
kritische Stimmen gepaart mit nostalgischen Erinnerungen hörte man unter
den Großen der Vergangenheit beimVerlassen des Hauses, aber alles in allem
herrschte doch Zufriedenheit, einen schönen Opernabend erlebt zu haben.
Irene Stenzel
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