Rossini
verwöhnt, aus Pesaro kommend, eilte man in den Hubertussaal des Schlosses
Nymphenburg, wo desöfteren von der Kammeroper München musikalische Raritäten
der Vergangenheit auf die Bühne gebracht werden. So diesesmal eine Komposition
, mit dem der zwanzigjährige Rossini mit damals 56 Aufführungen in einem
Stück seinen Siegeszug auf den damaligen Opernbühnen angetreten hat, wie
uns die Einführung davor berichtete.
Musikalisch
wurde man nicht enttäuscht (Arrangement von Alexander KAMPE), ein zwölf
Mann-Orchester (musikalische Leitung Oliver TANDY), hier hatte man zur
Verstärkung und Vervollständigung der Klangfülle ein Akkordeon (Alexander
KURALIONOK) hinzugezogen, das für eine klangschöne Rossini-Interprätation
dadurch sorgen konnte.
Leider
konnte man sich mit der deutschen Testfassung und Bearbeitung des Librettos
von Luigi Romanelli durch Dominik WILGENBUS, der auch die Regie hatte,
nicht so recht anfreunden. Die Handlung wurde von Herrn Wilgenbus dem
Originallibretto konträr umgeschrieben, dadurch zeichneten sich die Figuren
nicht librettogerecht und waren in ihren weißen Kostümen mit ebenso weiß
geschminkten Gesichtern auf einem Laufsteg agierend schwer und nur stimmlich
auseinanderzuhalten.
Mit
der Personenführung konnte man sich auch nicht identifizieren, (die Gesangsleistungen
wurden teils am Eingang und inmitten des Publikums dargebracht), und die
Requisiten wurden den Protagonisten schon während der Ouvertüre in Form
einer umweltfreundlichen Tragetasche überreicht, aus der sie manches nötige
Requisit entnehmen mußten. Wieder einmal waren Papierfiguren, teils Jagdtrophäen
und ähnliches mit lateinischem Untertitel an den Wänden im Saal angebracht,
warum und mit welchem Sinn?
Aus
dem sehr einheitlichen Stimmniveau der Protagonisten ragte besonders der
Bariton Uwe SCHENKER-PRIMUS als Kritiker heraus, der mit kräftiger Stimmfärbung
und Dastellung auch den meisten Schlußapplaus erhielt. Die großen Arien
schrieb Rossini erst im 2. Akt, hier konnten Benedikt NAWRAT als der Dichter
Jodokus und Dora PAVLIKOVA ihr stimmliches Können gut beweisen.
Der
als Rothaariger gekennzeichnete Dramatiker Kleinvieh - dargestellt von
Philipp GEISER und als einziger von den anderen zu unterscheiden - und
David JERUSALEM als der alles regelnde Kammerdiener des Grafen Fabrizio
konnten beide neben guter Stimmverfassung auch ihr schauspielerisches
Können einsetzen, während Christian EBERL in der Rolle des Grafen Hasdrubal
etwas farblos erschien. Sehr gut Merit OSTERMANN als Marchesa Clarissa,
die ihr ausgezeichnetes stimmliches Können bei dieser Bearbeitung nicht
so ganz ausleben durfte. Carolin RITTER als Baronin Aspasia sang ordentlich.
Alles in allem präsentierten sich die Sänger in einer guten Übereinstimmung
der Stimmen in den Terzetten und Ensembles.
Wie
sang der Kritiker in seiner Arie im 1. Akt "Wahrheit bringt mich um meine
Arbeit" - ich hoffe nicht. Irene Stenzel
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