Zum
letzten Mal erklang Leonard BERNSTEINS schwungvolle Musik (kompositionsgerecht
und temperamentvoll dirigiert von David Stahl) durch das Haus, zum letzten
Mal hörte man Loriots humorvolle verbindende Texte (LORIOT in ausgezeichneter
Abendform) nach Voltaires Satire, und bei den mitwirkenden Sängern haben
so manche ihr Ränzlein wegen des anstehenden Intendanzwechsels schnüren
müssen. Aber ein tränenreicher Abschied fiel einfach ins Wasser, man vergnügte
sich wie eh und je bei dieser irrealen haarsträubenden Liebesgeschichte
spielend in allen Erdteilen, bei der sogar Tote wieder auferstehen.
In
der Titelrolle glänzte Donald GEORGE, dessen lyrisch tenorale Ausdrucksstärke
bei "Conigonde" begann, und der sich während des ganzen Abends in seinen
Auftritten noch steigern konnte. Frenetischen Beifall zollte das Publikum
der von Candide angebeteten Cunegonde Cornelia GÖTZ, deren "Glitter and
be gay" die Höhen und Tiefen einer routinierten und bestgeschulten Koloraturstimme
aufwies.
Bei
der Doppelrolle des Dr. Pangloss und Martin zeigte Richard SALTER alle
Register seines stimmlichen und schauspielerischen Könnens auf, und machte
gerade den Pessimistensong zu seinem persönlichen Erfolg. Den Vogel schoß
wieder einmal die Altistin Snejinka AVRAMOVA als Old lady ab, deren schauspielerisches
Können sich immer wieder in ihren vielen Rolleneinsätzen zeigt und die
gerade dadurch dem Staatstheater am Gärtnerplatz unersetzlich ist. Wolfgang
SCHWANINGER sang die Tenorpartien des Gouverneurs, Vanderdendur und Ragolski
bestdisponiert.
Alle
weiteren Partien wie Pälvi ELINA als Paquette, Robert MERWALD als Maximilian
und Capitain, Claudius MUTH als Bear-Keeper, Inquisitor und Zar Ivan,
Florian SIMSON als Cosmetic Merchant, weiterer Inquisitor, Prince Edward,
Torsten FRISCH als Doctor und Kng Stanislaus, Holger OHLMANN als Junkman,
3. Inquisitor, King Augustus und Croupier und last not least Michael GANN
als Alchimist, Grand Inquisitor, Sultan Achmet und Crook erwiesen sich
wie gewohnt als Bestbesetzung für dieses so selten gehörte Musical.
Mit
stehenden Ovationen verabschiedete das Publikum Werk und Künstler, vor
allen Dingen Loriot, der diese "Candide"-Abende immer zu einem besonderen
Highlight machte. Könnte sich die neue Intendanz, von der Muse geküßt,
sich doch wieder entschließen, dieses Werk auf die Bühne bringen? Man
wäre dankbar. Irene Stenzel
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