Unter
dem Motto "Budapester Operette zu Gast bei Freunden der Oper" veranstaltete
"Belcanto" ein interessantes Gemisch von Oper und Operette, das leider
nicht den verdienten Publikumsbesuch hatte. Welche Symbiose zwischen den
beiden Genres herrscht, konnte man an diesem Abend durch die geglückte
Moderation von Barbara WUSSOW leicht herausfinden, die Überleitung, teilweise
sprunghaft von Oper zur Operette und zum jeweiligen Werk gelang dadurch
sinnvoll.
Für
die Operette zeigten sich bestverantwortlich die dafür prädistinierten
Tänzer (Choreographie Judith SZAMOSI) und Sänger aus Budapest - man trat
teilweise in Originalkostümen auf - und versetzte dadurch die Anwesenden
in eine längst vergessene musikalische Welt der Jahrhundertwende.
Und
den Ungarn stand ein ausgezeichnetes Operettenensemble zur Verfügung,
so die Buffo-Paare Monika VASARI und Zoltan KISS, Trixi TEREMI und Laszlo
CSERE, die die bekannten Buffo-Renner der Operette wie "Woll'n Sie Shimmy
tanzen" (Emerich Kalman "Die Bajadere" ) und "Komm mit nach Varasdin"
(Emerich Kalman "Gräfin Mariza") in guter stimmlicher und tänzerischer
Verfassung vortrugen. Und einen Zoltan NYARI als Tassilo in Gräfin Mariza
zu engagieren, dürfte für jedes Musikheater einen Pluspunkt darstellen,
er begeisterte darin nicht nur stimmlich mit einer guten Tenorstimme (gleich
zu Anfang "Leise, ganz leise" von Oscar Straus), sondern auch mit seiner
Tanzeinlage ("Komm Zigan").
Ausgeliehen
von der Budapester Oper hatte man sich den Tenor Janos BANDI, der gleich
zu Anfang in Franz Lehars "Freunde, das Leben ist lebenswert" durch sehr
gute kräftige tenorale Höhen auffiel und im Schlußterzett als Faust zusammen
mit Monika REBHOLZ und Thomas GAZHELI sich den Stempel einer hervorragenden
Gesangsleistung aufdrückte. Susanne KELLING ("Habanera" aus "Carmen" und
Camille-Saint-Saens Samson et Dalila - leider insgesamt mit wenig Ausdruck)
und Volker BENGL (beide im Duett aus "Land des Lächelns" "Wer hat die
Liebe uns ins Herz gesenkt") sangen ihre Einsätze ordentlich.
Der
Sopran von Monika Rebholz bewies gleich zu Anfang in der Arie der Michaela
"Je dis que rien ne m'epouvante" ein ausgezeichnetes Stimmaterial und
und steigerte sich besonders im oben erwähnten Schlußterzett aus Gounods
"Faust". Simone SCHNEIDER von der Staatsoper Stuttgart war der weibliche
Star des Abends, in all ihren Einsätzen bewies sie eine ungeheure Stimmflexibilität
und Bühnenpräsenz und gefiel im 1. Teil in Puccinis "O mio babbino caro"
und besonders in der Arie der Juliette "Je veux vivre" ("Romeo et Juliette"
- Charles Gounod).
Thomas
Gazheli sang im 1. Teil das Auftrittslied des Escamillo aus "Carmen" und
zeigte damit, daß jedes Opernhaus diese Lücke der oft schwer zu besetzenden
Partie mit seiner stimmlichen Ausdruckskraft im Vortrag ohne Weiteres
schließen kann. Thomas Gazheli, dessen Bariton sich immer mehr zum Heldenbariton
entwickelt hat und der auch an diesem Abend Richard Wagners Lied an den
Abendstern vortrug und mit kräftigen lyrischen Baritontönen ausstattete,
zeigt immer wieder, welche Flexibilität er hat, und wie er sich immer
mehr den Richard-Wagner-Partien erschließt. Sternstunde des Abends war
das Terzett aus "Hoffmanns Erzählungen" ("Dem Singen schwörst du ab")
mit ihm als Dr. Mirakel zusammen mit Simone Schneider und Susanne Kelling
sowie das schon erwähnte Schlußterzett aus "Faust".
Durch
den Abend führte durch eine sehr gekonnte Stabführung für die Sängerbegleitung
Katalin VARADI, Chefdirigentin des ORCHESTERS DES NATIONALTHEATERS MISKOLC,
die dafür auch ihre Musiker mitbrachte.Ein schöner interessanter Abend
in der Philharmonie, bei dem man mal wieder das Traumland der Operette
genießen konnte. Irene Stenzel
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