BELCANTO OPERN-UND OPERETTENGALA - 12. Juni 2007

Unter dem Motto "Budapester Operette zu Gast bei Freunden der Oper" veranstaltete "Belcanto" ein interessantes Gemisch von Oper und Operette, das leider nicht den verdienten Publikumsbesuch hatte. Welche Symbiose zwischen den beiden Genres herrscht, konnte man an diesem Abend durch die geglückte Moderation von Barbara WUSSOW leicht herausfinden, die Überleitung, teilweise sprunghaft von Oper zur Operette und zum jeweiligen Werk gelang dadurch sinnvoll.

Für die Operette zeigten sich bestverantwortlich die dafür prädistinierten Tänzer (Choreographie Judith SZAMOSI) und Sänger aus Budapest - man trat teilweise in Originalkostümen auf - und versetzte dadurch die Anwesenden in eine längst vergessene musikalische Welt der Jahrhundertwende.

Und den Ungarn stand ein ausgezeichnetes Operettenensemble zur Verfügung, so die Buffo-Paare Monika VASARI und Zoltan KISS, Trixi TEREMI und Laszlo CSERE, die die bekannten Buffo-Renner der Operette wie "Woll'n Sie Shimmy tanzen" (Emerich Kalman "Die Bajadere" ) und "Komm mit nach Varasdin" (Emerich Kalman "Gräfin Mariza") in guter stimmlicher und tänzerischer Verfassung vortrugen. Und einen Zoltan NYARI als Tassilo in Gräfin Mariza zu engagieren, dürfte für jedes Musikheater einen Pluspunkt darstellen, er begeisterte darin nicht nur stimmlich mit einer guten Tenorstimme (gleich zu Anfang "Leise, ganz leise" von Oscar Straus), sondern auch mit seiner Tanzeinlage ("Komm Zigan").

Ausgeliehen von der Budapester Oper hatte man sich den Tenor Janos BANDI, der gleich zu Anfang in Franz Lehars "Freunde, das Leben ist lebenswert" durch sehr gute kräftige tenorale Höhen auffiel und im Schlußterzett als Faust zusammen mit Monika REBHOLZ und Thomas GAZHELI sich den Stempel einer hervorragenden Gesangsleistung aufdrückte. Susanne KELLING ("Habanera" aus "Carmen" und Camille-Saint-Saens Samson et Dalila - leider insgesamt mit wenig Ausdruck) und Volker BENGL (beide im Duett aus "Land des Lächelns" "Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt") sangen ihre Einsätze ordentlich.

Der Sopran von Monika Rebholz bewies gleich zu Anfang in der Arie der Michaela "Je dis que rien ne m'epouvante" ein ausgezeichnetes Stimmaterial und und steigerte sich besonders im oben erwähnten Schlußterzett aus Gounods "Faust". Simone SCHNEIDER von der Staatsoper Stuttgart war der weibliche Star des Abends, in all ihren Einsätzen bewies sie eine ungeheure Stimmflexibilität und Bühnenpräsenz und gefiel im 1. Teil in Puccinis "O mio babbino caro" und besonders in der Arie der Juliette "Je veux vivre" ("Romeo et Juliette" - Charles Gounod).

Thomas Gazheli sang im 1. Teil das Auftrittslied des Escamillo aus "Carmen" und zeigte damit, daß jedes Opernhaus diese Lücke der oft schwer zu besetzenden Partie mit seiner stimmlichen Ausdruckskraft im Vortrag ohne Weiteres schließen kann. Thomas Gazheli, dessen Bariton sich immer mehr zum Heldenbariton entwickelt hat und der auch an diesem Abend Richard Wagners Lied an den Abendstern vortrug und mit kräftigen lyrischen Baritontönen ausstattete, zeigt immer wieder, welche Flexibilität er hat, und wie er sich immer mehr den Richard-Wagner-Partien erschließt. Sternstunde des Abends war das Terzett aus "Hoffmanns Erzählungen" ("Dem Singen schwörst du ab") mit ihm als Dr. Mirakel zusammen mit Simone Schneider und Susanne Kelling sowie das schon erwähnte Schlußterzett aus "Faust".

Durch den Abend führte durch eine sehr gekonnte Stabführung für die Sängerbegleitung Katalin VARADI, Chefdirigentin des ORCHESTERS DES NATIONALTHEATERS MISKOLC, die dafür auch ihre Musiker mitbrachte.Ein schöner interessanter Abend in der Philharmonie, bei dem man mal wieder das Traumland der Operette genießen konnte. Irene Stenzel