Im
Saal 1 des Bayerischen Rundfunk fand dieses Mal das Finale des 1. Wettbewerbs
"Vokal genial" in mem. Marcello Viotti statt, veranstaltet von der Konzertgesellschaft
e.V. in Kooperation mit dem Münchner Rundfunkorchester unter der Schrimherrschaft
von Brigitte Fassbaender, die an diesem Abend leider nicht anwesend sein
konnte. Sie konnte daher auch nicht die Jury "beschirmen", die sich zusammensetze
aus dem Musikproduzenten Peter Alward, den Sängern und Gesangsprofessoren
Francisco Araiza, Michelle Breedt, Edith Wiens, dem Musikredakteur Oswald
Beaujean und dem Intendanten John Dew und last not least auch dem Chef
des Rundfunkorchesters Ulf SCHIRMER, dem mit seinem ORCHESTER die Sängeruntermalung
oblag. Und er begleitete die jungen in die Endausscheidung gelangten hoffnungsvollen
Nachwuchssänger einfühlsam durch ihr gewähltes Programm, das der italienisch-französischen
Oper des 18. und 19. Jahrhundert gewidmet war. Durch das Programm führte
sehr launig Marlen REICHERT.
Und
was für eine Stimmentdeckung kam da zum Vorschein: Ai ICHIHARA (2. Preis),
ein Stimmwunder aus Japan, versetzte das Publikum ins großes Staunen mit
G.Donizetti "L'elisir d'amore" ("Prendi, per me sei libero") und J.Offenbach
"Les Contes d'Hoffmann" (Arie der Olympia). Wer weiß, wie schwer es für
Asiaten überhaupt ist, europäischen Gesangsstil zu lernen und welche Mühe
und Fleiß nicht nur eines Gesangsschülers dazu gehören, diese Stimmen
formvollendet für die europäische Musik zu bilden, dann hätte Ai Ichihara
den ersten Preis der Jury zugedacht bekommen müssen.
Und
was für lupenreine piani nebst einer steigerungsfähigen Höhe da erklangen
(dazu eine gute Textverständlichkeit), war kaum zu überbieten, auch nicht
von der ersten Preisträgerin, der Amerikanerin Melissa SHIPPEN (einem
blonden Netrebko-Typ in Auftreten und Erscheinung ), die ihre Arie der
Michaela aus Bizets "Carmen" mit viel zu kräftigen Soprantönen darbrachte,
aber die Arie der Musetta aus Puccinis "La Bohème" mit dem dafür geeigneten
Stimnmvolumen zufriedenstellend vortrug.
Auch
wurde der russische Bariton Ilya SILCHUKOV benachteiligt, der seine gewählten
Arien "Di provenza il mar" ("La Traviata") und Valentins Arie aus Gounods
"Faust" "Avant de quitte ces lieux" formvollendet und auch ausdrucksgerecht
im Vortrag sang. Ihm hätte wohl und wenn überhaupt der 3. Preis gebührt,
der seltsamerweise der ungarischen Sopranistin Julia HAJNÓCZY zugesprochen
wurde, die die Juwelenarie aus Gounods "Faust" und "Caro nome" aus "Rigoletto"
ziemlich farblos vortrug. So wurde ihm der 4. Preis zuteil.
Der
Koreaner Kang Ji CHOI ging leer aus, ein sehr gut geschulter Bariton,
der vermutlich noch Sprachschwierigkeiten überwinden muß. Glücklicherweise
stimmte von 200 abgegebenen Stimmen das Publikum gerecht ab, in dem Frau
Ichihara mit 165 Stimmen den Publikumspreis in Höhe von 500 Euro erhielt.
Bis
zur Preisverleihung konnte man bei einem Buffet, das von der Konzert Gesellschaft
München E.V. unter seinem Präsidenten Dr.Johann Georg Prinz von Hohenzollern
darüber plaudern, wer wohl der Sieger des Abends sein würde. Möge das
Preisgeld, gestiftet von verschiedenen Sponsoren (wie u.a. die WWK-Versicherungen)
den jungen Künstlern weiterhelfen, ihren Karriereweg zu ebnen.
Irene Stenzel
|