Als
ein kostenträchtiges Monumentalevent könnte man diesen Abend bezeichnen
(Kartenpreise um die 350 Euro - schon das Programmheft kostete 12 Euro).
Und trotz der hohen Kartenpreise waren die zunächst zwei geplanten Aufführungen
schon nach einer Stunde Vorverkauf ausverkauft, so dass man diese 3. Vorstellung
noch zusätzlich einschob nebst einer ebenso überteuerten öffentlichen
Generalprobe.
Man
verpflichtete für dieses erprobte Verismo-Opernwerk von Puccini zwar hochkarätige
Gesangssolisten neben dem derzeitigen "Traumpaar" der Opernbühne Anna
NETREBKO und Rolando VILLAZON und das durch seine Klangfülle weltbekannte
SYMPHONIEORCHESTER DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS, aber, war das nicht zu viel
des "Guten"?
Bertrand
de BILLY führte Orchester und Solisten mit routinierter Stabführung durch
den Abend, forcierte aber stellenweise bei der Sängeruntermalung, oder
lag das daran, daß man dieses klangstarke Orchester direkt hinter die
Solisten postierte? Dort hatte man mit Erkrankungen zu kämpfen, so besetzte
man den Marcello anstelle des erkrankten Mariusz Kwiecien mit Boaz DANIEL
(eine bewährte großartig artikulierende Baritonstimme), der zunächst für
den Schaunard vorgesehen war. Für ihn sang sehr präzise nach der Partitur
der kurzfristig herbeigeholte Stephane DEGOUT, dessen gepflegten Bariton
man gerne in München wiederhören möchte.
Aufhorchen
ließ ebenfalls die Sopranistin Nicole CABELL, die eine best gezeichnete
Musetta auf das Konzerpodium brachte. Auch Vitalij KOWALIOW als Colline
erfüllte alle stimmlichen Voraussetzungen für seine Charakterrolle, die
er besonders in der sog. "Mantelarie" ausleben konnte. Die weiteren ins
Handlungsgeschehen eingefügten Partien waren gut gewählt, wie Tiziano
BRACCI als Benoit,.Alcindoro und Zöllner, Kevin CONNERS (besonders beeindruckend
die tenorale Höhe in den beiden Einsätzen) als Parpignol, Theodor WEIMER
als Straßenverkäufer und Gerald HÄUSSLER als Sergeant.
Das
Kind wurde von Nicola von der LANA (ein ca. vierjähriger Junge) gesungen,
dem die Herzen des Publikums beim Schlußbeifall zuflogen. Der KINDERCHOR
DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ, einstudiert von Verena SARRÉ nebst
dem CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS unter der Einstudierung von Udo MEHRPOHL
rundeten den Abend werksgerecht gekonnt ab.
Zu
den Publikumsmagneten: Anna Netrebko, von Escada gedresst in blendender
Erscheinung, als Mimi setzte sofort voluminös ein, zeichnete aber die
die Partie der Todkranken erst im 3. Bild mit der dafür notwendigen Gefühlswärme
aus. Erst hier und dann in der Sterbeszene hörte man diese wichtigen rollengerechten
piani und bemerkte eine stimmliche Rollengestaltung.
Den
Rudolfo sang Rolando Villazon ("che gelida manina") mit äußerster Präzision
in den Höhen, wirkte im 3. Bild zurückhaltend (wohl Auswirkungen seiner
Krankheit - er mußte deshalb die Generalprobe absagen) und steigerte sich
in der Schlußszene gerade in der Rolleninterpretation ungemein. Bei letzterem
gehörte ihm der Abend.
Aber
- letztlich braucht Puccinis großartiges veristisches Bühnenwerk doch
die Opernbühne, auch wenn darin die ganz großen Namen fehlen. Irene Stenzel
|