Wieder
ein musikalisches Kleinod während der Theaterferien in München, nämlich
Domenico Cimarosas Meisterwerk und einzige Oper, aufgeführt in einem höfischen
Ambiente, nämlich im ausverkauften Hubertussaal in Schloß Nymphenburg
in München - und bis aufs Wetter paßte alles.
Die
Regie von Dominik WILGENBUS, der auch die launige Textfassung dem barocken
Werk fürs Publikum aufs Auge drückte, bezog Publikum und Dirigent (sehr
sauber und präzise dirigierte Martin HANNUS das ORCHESTER DER KAMMEROPER
MÜNCHEN) ins Handlungsgeschehen mit ein. Allerdings blieb unklar, warum
man aus dem reichen Kaufmann Geronimo zunächst einen Holzhändler machte
(man schob weiße Holzklötze auf der Bühne herum) und ihn dann doch plötzlich
in einen Lampengroßhändler umwandelte - Lampen in jeder Größe dienten
als Requisiten. Dennoch kann man insgesamt von guter Regie und Personenführung
sprechen, das Bühnengeschehen war gut durchdacht und diente dem Vergnügen
des Publikums, das sich sichtlich an der Gesangskunst und dem schauspielerischen
Können des jungen Sängermaterials ergötzte.
Das
"heimliche Ehepaar", der Diener Paolino (hier machte man ihn zum Buchhalter
Paulchen) war mit Andrew LEPRI MEYER mit schönem Mozart-Tenor gut besetzt,
nur seine bessere Hälfte Carolina Karin STUBER klang in manchen Passagen
überanstrengt, diese Stimme hat aber eine ausgezeichnete lyrische Sopranhöhe
und mag sich im Laufe ihrer Sängerlaufbahn sicher noch zu steigern. Sehr
gut meisterte Johannes STERMANN seine Vaterrolle als Geronimo im stimmlichen
Ausdruck und Vortrag.
In
den weiteren Damenpartien erklangen die Stimmen von Dora PAVLIKOVA (gut
geschulter Sopran ) als Elisetta und Vera SEMNIENIUK als Tante Fidalma
mit äußerst ansprechendem Mezzo. Den Vogel allerdings dieser brillanten
Aufführung schoß Uwe SCHENKER-PRIMUS als Graf Robinson ab: ein verarmter,
adeliger Mitgiftjäger mit imposanter Erscheinung und bereits routiniertem
ausdrucksstarken stimmlichen Können.
Einzugehen
wäre noch auf das ausgezeichnet und präzise gesungene Damenterzett im
1. Akt. Auf die Einzelarien musste man ja leider bis zum 2. Akt warten,
die von allen Protagonisten ihren stimmlichen Möglichkeiten gemäß gesungen
wurden. Die gut entworfenen Originalkostüme (wer tat das?) paßten seltsamerweise
zur modernen Lampenvielfalt auf der Bühne. Und auf all dieses Geschehen
lächelte Domenico Cimarosa mit Elektrostecker von der Bühne herab - oder
war's doch der Lampengroßhändler-Vorfahr Geronimo Lamprecht?
Alles
in allem ein Spätsommervergnügen für daheimgebliebene Opernfreunde. Irene
Stenzel
|