Vorstellung
für die "Freunde des Nationaltheaters" anläßlich des 18. Wiedersehenstreffens
ehemaliger Mitglieder der Bayerischen Staatsoper
Jedes
Jahr ist das Münchner Opernpublikum glücklich, die alten Großen ihres
Hauses vor einer Aufführung oder in der Pause wiedersehen und sprechen
zu können, und auch, um ein Autogramm mit nach Hause nehmen zu können.
Den dafür verantwortlichen Freunden des Nationaltheaters, die schon am
Mittag eines solchen alljährlichen Treffens zum Austausch von Bühnenerlebnissen
die alte Garde zu einem gemeinsamen Mittagessen einladen, sei dafür gedankt.
Aus der anwesenden Riege der Vergangenheit seien nur herausgegriffen Ingebort
HALLSTEIN, Hildegard HILLEBRECHT , Ruth-Margret PÜTZ, Felicia WEATHERS,
Ortrud WENKEL, Friedrich LENZ, Hermin ESSER, Franz CRASS, Thomas TIPTON
und zum ersten Mal dabei Ekkehard WLASCHIHA.
Für
die abendliche Festaufführung, dieses Jahr Puccinis "La Bohème", hatten
die Freunde des Nationaltheaters eine Otto SCHENK-Inszenierung gewählt,
die glücklicherweise schon lange auf dem Spielplan ist und die vor allen
Dingen an die früheren grandiosen Inszenierungen an der Bayerischen Staatsoper
erinnern läßt, was gerade bei den Künstlern der Vergangenheit nostalgische
Gefühle und Erinnrungen wachzurufen vermochte. Mit Szenenapplaus bedachte
man das weihnachtliche Bühnenbild (Rudolf HEINRICH) im 2. Akt, Platz vor
dem Café Momus.
Allerdings
war die Sängerwahl in den Hauptpartien nicht immer glücklich. Während
man unter der tempigerechten Stabführung von Marco ARMILIATO einen guten
Verismo hören konnte, besetzte man die Rolle der Mimi mit Marina MESCHERIAKOWA,
deren breit angelegter lyrischer Sopran (stellenweise hatte man das Gefühl
einer falschen Intonation) nur in der Sterbeszene am Ende der Oper piani
zeigte, so daß sie nicht mit der best geschulten Tenorstimme von ROBERTO
ARONICA als Rudolfo harmonierte. Der Bergonzi-Schüler Aronica brachte
die beste Leistung des Abends mit einer perfekten Höhe und sehr guten
Ausdrucksstärke ("Que gelida manina").
Christopher
MALTMANN sang den Marcello sehr ordentlich, und konnte mit Margarita de
ARRELLANO, die eine routinierte Musetta wiedergab, gut harmonieren. Schade
war es um STEVEN Humes Colline, der die sonst so zu Herzen dringende "Mantelarie"
wenig färben konnte, während der Schaunard von Christian RIEGER rollengerecht
besetzt war.
Zu
erwähnen wären noch die beiden sehr gut gezeichneten Studien von Alfred
KUHN als dem Hausherrn Benoit und Gerhard AUER als dem geprellen Staatsrat
Alcindoro. Die übrigen Protagonisten wie Rüdiger TREBES als Zöllner, Woo-Sung
AN als Sergeant der Zollwache und Jürgen RAML als Pflaumenverkäufer nebst
CHOR (Andrès MÁSPIERO) und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER (Stellario
FAGONE) zeigten eine gute Abendleistung. Irene Stenzel
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