Mit
Musik der Belle Èpoque reist der große Lyriker José CARRERAS durch ganz
Deutschland und machte an diesem Abend in München halt, um uns mit seiner
erlesenen Programmauswahl der Musikstücke in die Salons der Jahrhundertwende
zu entführen.
Dabei
machte er nicht nur auf fast vergessene Lieder und Salonstücke aufmerksam,
sondern auch auf seine nur ihm eigene pianireiche lyrische Ausdrucksstärke,
die den großen Lyriker der Opernwelt ausmachte und die uns immer noch
zu begeistern vermag. Vor allem glänzte José Carreras durch einen routinierten
Vortrag der Lieder, so daß der Inhalt jedes Liedes zum Publikum wirkungsvoll
herüber kam.
Vor
der Pause gleich zu Anfang des Liedprogramms erklangen Lieder von Franz
Schreker und Alexander von Zemlinksy - die einstmals verbotenen Werke
der beiden Komponisten erleben glücklicherweise derzeit eine Renaissance
- Edward Grieg und Maurice Ravel. Bei Erik Satie ("Je te veux") zeigte
José Carreras sein unverwechselbares Leuchten in der Stimme.
Als
sehr persönlichen Höhepunkt allerdings gestaltete José Carreras Luigi
Denza ("Si vous l'aviez compris") und Francesco Paolo Tosti ("O dolce
meraviglia" und "Penso").
Nach
der Pause kamen u.a. Kompositionen des Verismo zu Gehör, so erklangen
zwei Lieder von Giacomo Puccini und ein Lied von Ruggiero Leoncavallo,
ein Fach, das José Carreras jahrelang bravourös auf der Bühne sang, und
in dem er immer noch zu Hause ist.
Höhepunkt
aber war hier "Rosó. Pel teu amor" von Josep Ribas, ungeheuer ausdrucksstark
und mit viel Einsatz kräftig vorgetragen. Mit Werken von Carlos Gardel
und Ernesto Tagliaferri endete das offizielle Programm, das von Lorenzo
BAVAJ am Klavier - ausgestattet mit sensiblem Einfühlsvermögen für den
Sänger - und vom NUOVO QUARTETTO ITALIANO begleitet wurde.
In
den Salon-Solostücken wie "Salut d'amor" von Edward Elgar und "La mia
canzone" von Francesco Paolo Tosti und nach der Pause mit "Crisantemi"
und dem Intermezzo aus "Cavalleria Rusticana" von Pietro Mascagni zeigte
dieses italienische Ensemble sein voll ausgefeiltes musikalisches Können.
Mit
stehenden Ovationen, mit denen das Publikum fünf leider nicht angesagte
Zugaben erzwang, und die außer seinem berühmten "Core 'ngrato" nicht bekannt
waren, nahm München Abschied von seinem Opernidol. Irene Stenzel
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