Das
erste Konzert der "Licht"-Saison des MÜNCHENER KAMMERORCHESTERs war gleichzeitig
das Antrittskonzert des neuen künstlerischen Leiters Alexander LIEBREICH.
Den
Anfang machte dabei die "Sinfonie Nr. 39, g-moll" von Joseph Haydn. Die
frühen und frühesten Haydn-Sinfonien werden einen weiteren roten Faden
im Konzertprogramm bilden, wie um zu betonen, daß das Kammorchester nicht
nur zeitgenössisches spielt. Von einem Alibi konnte bei der spannungsreichen
Interpretation dann auch keine Rede sein.
Danach
aber folgte gleich das erste Stück zum gewählten Thema. Die deutsche Erstaufführung
von "Twilight" von Giya Kancheli entführte die Zuhörer gekonnt in das
Zwielicht einer nordischen Sommernacht. Zwei Solo-Violinen führen einen
melancholischen Dialog, unterlegt vom Streichorchester und einem Synthesizer,
der mal Klänge wie von einer Celesta, mal dunkles Grollen beisteuert.
Ein Stück, das sich immer hart an der Grenze zum reinen Effekt bewegt,
aber dennoch einen sehr starken Eindruck hinterläßt. Konzermeister Daniel
GIGLBERGER schien allerdings hörbar mit der Interpretation seines Soloparts
zu ringen, ganz im Gegenteil zu seiner Kollegin Muriel CANTOREGGI, die
gewohnt eindringlich aufspielte.
Nach
der Pause war das Licht dann ziemlich verschwunden mit der "14. Sinfonie,
op. 135" von Schostakowitsch. Dieses Werk, das der Komponist als Weiterführung
von Mussorgskys "Lieder und Tänzen des Todes" verstanden wissen wollte,
erschafft eine tief dunkle Gefühlswelt mit kleinen Lichtflecken. Ein Liederzyklus
in 11 Sätzen mit Streichorchester und Schlagzeug ist es geworden, und
an diesem Abend besonders eindrucksvoll, mit zwei hervorragend besetzen
Solisten.
Jede
Nuance arbeitete die Sopranistin Elena PANKRATOVA mit ihrer tragenden
Stimme aus ihren Liedern heraus als ob es eine durchgehende Geschichte
zu erzählen galt. Mal keck ("Loreley"), mal fast satirisch ("Malagueña"),
dann melancholisch bis tief traurig ("Der Selbstmörder") oder spielerisch
im Dialog mit ihrem Gegenüber Neal DAVIES ("Madame, schauen Sie!"). Der
stand ihr mit seinem schwarzen Baß in nichts nach. Wie in den üblen Beschimpfungen
("Antwort der Zaporoger Kosaken an den Sultan von Konstantinopel") oder
gleich danach in dem schwermütigen "An Delwig". Ein mitreißender Parforceritt
der Gefühle, von dem sich auch das Kammerorchester mitreißen ließ.
Das
Publikum im sehr gut gefüllten Prinzregententheater nahm dieses erste
Konzertangebot und den neuen Orchesterleiter mit Begeisterung an, der
Einstieg in eine spannende Saison ist geglückt. KS
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