Was
für ein Abend - man feierte die Auferstehung eines zur Seite geschobenen
Genres, nämlich der Operette, die in dieser konzertanten Form die ganze
Vielfalt des perfekt durchkomponierten Werks von Franz Lehar mit ausgefeilten
Stimmen aufzeigte. Das haben wir alle wohl dem großartigen Dirigat von
Ulf SCHIRMER (dieser führte sich als Chefdirigent des RUNDFUNKORCHESTERS
ein) zu verdanken, der mit großem körperlichem Einsatz und perfekter Einsatzgebung
Orchester, Sänger und Chor dem Werk seinen süßlichen Operettenschmalz
nahm und nahezu eine Oper auf die Bühne brachte. Er sorgte daneben auch
mit kleinen Requisiten im 1.Akt wie der Depesche aus China, die er selbst
überreichte, und ein Vorzeigen des Geschenks des Prinzen an seine Angebetete
(leere Schmuckschachtel) von vorneherein für eine Auflockerung des dramatischen
Geschehens.
Lediglich
die ausgezeichnete Solovioline von Henry RAUDALES hätte man für den 1.
Akt in den Hintergrund platzieren sollen, um dadurch mehr die Textverständlichkeit
der Protagonisten während des Ballgeschehens herauszueben.
Und
was für ein Sängermaterial, das kann dem Publikum kein Musiktheater bieten.
Allen voran Piotr BECZALA als Sou Chong, dessen Abendleistung wohl kein
Tenor zu überbieten vermag. Eine auszeichnet geschulte Höhe in "Von Apfelblüten
einen Kranz" und "Dein ist mein ganzes Herz" (langanhaltender Beifall
danach und Bravo-Rufe) und ein perfekter Ausdruck in der Rollengestaltung
des exotischen Prinzen vermag ihn in dieser Partie unvergessen zu machen.
Selbst der erste Sou Chong Richard Tauber muß dazu neidlos sein Einverständnis
geben. Ihm zu Seite Camilla NYLUND als Lisa, deren leuchtende Soprantöne
sich bestens zu Piotr Beczala gesellten und deren Entrée im 1. Akt schon
diese Partnerschaft erahnen ließ. Ein Traumpaar auf der Bühne der Philharmonie.
Daneben
verblaßte aber nicht das "Buffopaar", nämlich Julia BAUER mit sehr gutem
ausdrucksfähigen Soprantönen und perfekter Darstellung der unglücklichen
Schwester Mi und Alexander KAIMBACHER als treuschützender Verehrer Gustl.
Letzterer vermochte mit seiner Interpretation und stimmlicher Darbietung
eines Mozartsängers dieser Gestalt eine Bestnote zu geben. Alfred BERG
in den Rollen des Grafen Lichtenfels und des traditionsbewußten Onkel
Tschang fügte sich sehr gut ein, ebenso die Kleinstrollen einer Dame und
des Dieners mit Monika SCHMITT und Theodor WERNER.
Der
CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS, diesmal einstudiert von Michael GLÄSER,
konnte sich sehr gut präsentieren, vor allen in den exotischen Musikteilen.
Alles
in allem ein unvergeßlicher Abend und ein Dank an Dirigent und Protagonisten
für die Auferstehung eines so vernachlässigten Musikgenres. Irene Stenzel
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