Der
Abend begann a capella mit dem Gregorianischen Choral, sehr beeindruckend
gesungen vom Chor der KAMMERSOLISTEN AUGSBURG, während deren ORCHESTER
unter der Leitung von Hermann MEYER den weiteren Verlauf des Abends mit
Unterstützung des Chors bestritt, und zwar mit Franz Lachners Komposition
eines Requiems op. 146, das dieser seltsamerweise zum 100. Geburtstag
von Wolfgang Amadeus Mozart komponierte und das lange als vergessen galt.
Man
hat es im vorigen Jahr wiederentdeckt, und es wurde als gewaltiges Orchesterwerk
in München in St.Anna als sensationelle Wiederentdeckung aufgeführt, damals
entsprach es allerdings mehr dem Kompositionsgedanken des Schöpfers. Man
hätte für diesen Abend das Orchester verstärken müssen, um dem - übrigens
glänzend durchkomponierten - Werk voll gerecht zu werden. Daran konnte
auch die präzis gespielte Viola von Roswitha KILLIAN, übrigens der musikalische
Höhepunkt des Abends, im "Lacrimosa" (für solche musikalischen Besonderheiten
in seinen Kompositionen war Franz Lachner bekannt) auch nichts ändern.
Die
Sängersolisten Marina ULEWICZ, Ruby HUGHES (beide Sopran), Roxana CONSTANTINESCO
(Alt), Colin BALZER und Gerhard WERLITZ (Tenöre) sowie Günter PAPENDELL
(Baß) waren gut gewählt, besonders im "Benedictus" (Soloquartett) war
eine außergewöhnliche Harmonie der Stimmen zu hören. Hemann Meyer dirigierte
präzise und einfühlsam, aber - es ist halt nun mal kein Kammermusikwerk.
Hinsichtlich
der Person von Franz Lachner ist dem Leser mitzuteilen, daß dieser nicht
nur ein erfolgreicher Komponist des 19. Jahrhunderts war (das Programmheft
spricht von 325 Tonschöpfungen an Liedern, Orchester- und Kammermusikwerken
nebst vier hervorragend durchkomponierten Opern), sondern er leitete die
Münchener Hofoper über dreißig Jahre. Um seine Zurückberufung nach Wien
zu verhindern, wurde er vom damaligen König zum Generalmusikdirektor ernannt
und war damit erster Träger dieses Titels überhaupt an der Münchner Hofoper.
Daneben war er Gründer unserer Musikakademie.
Irene Stenzel
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