Franz Lachner: REQUIEM op.146 - 8. April 2006

Der Abend begann a capella mit dem Gregorianischen Choral, sehr beeindruckend gesungen vom Chor der KAMMERSOLISTEN AUGSBURG, während deren ORCHESTER unter der Leitung von Hermann MEYER den weiteren Verlauf des Abends mit Unterstützung des Chors bestritt, und zwar mit Franz Lachners Komposition eines Requiems op. 146, das dieser seltsamerweise zum 100. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart komponierte und das lange als vergessen galt.

Man hat es im vorigen Jahr wiederentdeckt, und es wurde als gewaltiges Orchesterwerk in München in St.Anna als sensationelle Wiederentdeckung aufgeführt, damals entsprach es allerdings mehr dem Kompositionsgedanken des Schöpfers. Man hätte für diesen Abend das Orchester verstärken müssen, um dem - übrigens glänzend durchkomponierten - Werk voll gerecht zu werden. Daran konnte auch die präzis gespielte Viola von Roswitha KILLIAN, übrigens der musikalische Höhepunkt des Abends, im "Lacrimosa" (für solche musikalischen Besonderheiten in seinen Kompositionen war Franz Lachner bekannt) auch nichts ändern.

Die Sängersolisten Marina ULEWICZ, Ruby HUGHES (beide Sopran), Roxana CONSTANTINESCO (Alt), Colin BALZER und Gerhard WERLITZ (Tenöre) sowie Günter PAPENDELL (Baß) waren gut gewählt, besonders im "Benedictus" (Soloquartett) war eine außergewöhnliche Harmonie der Stimmen zu hören. Hemann Meyer dirigierte präzise und einfühlsam, aber - es ist halt nun mal kein Kammermusikwerk.

Hinsichtlich der Person von Franz Lachner ist dem Leser mitzuteilen, daß dieser nicht nur ein erfolgreicher Komponist des 19. Jahrhunderts war (das Programmheft spricht von 325 Tonschöpfungen an Liedern, Orchester- und Kammermusikwerken nebst vier hervorragend durchkomponierten Opern), sondern er leitete die Münchener Hofoper über dreißig Jahre. Um seine Zurückberufung nach Wien zu verhindern, wurde er vom damaligen König zum Generalmusikdirektor ernannt und war damit erster Träger dieses Titels überhaupt an der Münchner Hofoper. Daneben war er Gründer unserer Musikakademie.
Irene Stenzel