Trotz
Theaterferien strömte das Münchener Opernpublikum in die Philharmonie
im Gasteig, um Placido DOMINGO als Dirigent zu erleben. Dazu hatte dieser
sich Verdis "Messa da Requiem" ausgesucht, ein Spätwerk des Komponisten,
das in seiner musikalischen Wiedergabe einer Oper, ja einer Oper für Tote,
gleicht. Durch die gleichzeitige Aufzeichnung des Abends auf CD und DVD
fühlte man sich eher in einem Event, als in einem würdigen Aufführungsort
für solch ein sakrales Werk. Um darauf aufmerksam zu machen (was eigentlich
nicht nötig war, man sah es ja) engagierte man Maja Prinzessin von Hohenzollern.
Mit Begeisterung kündigte sie die Solisten nebst Dirigenten an, aber anstelle
der sehnlichst Erwarteten erschien die erste Geigerin des YOUTH ORCHESTRA
OF THE AMERICAS, um den abendlichen Orchesterton vorzugeben.
Nach
dieser Panne endlich dann die angekündigten Solisten Cristina GALLARDO-DOMÁS,
Fredrika BRILLEMBOURG, Marco BERTI und Ildar ABDRÀZAKOV und last not least
der Star des Abends - Placido Domingo, der während seines Dirigats Solisten,
Chor und Orchester voll im Griff hatte, Takt für Takt sauber und kompositionsgerecht
auslotete, perfekt die Einsätze gab - aber lediglich bei den Choreinsätzen
die nötige Dramatik und Angst der Seelen vor Hölle und Fegefeuer zu vermitteln
vermochte ("Dies Irae"). Chordirektor Joshard DAUS studierte die EUROPA
CHOR AKADEMIE dafür gut ein. Das Youth Orchestra of the Americas, lauter
junge hoffnungsvolle Musiker aus Übersee unter der Einstudierung von David
ROBERT COLEMAN spielten wohl geübt und in Bestharmonie.
Bei
den Solisten glänzten wieder einmal die berühmten Piani der Sopranistin
CRISTINA Gallardo-Domás (obwohl das "Libera me" zu schnell interpretiert
wurde). Der Tenor Marco Berti sang seinen Part ordentlich und sauber (ausdrucksstark
das "Ingemisco"), ebenso die Mezzosopranistin Fredrika Brillembourg, die
sich bis zum Schluß enorom steigern konnte und sich als brillante Konzertsängerin
auswies. Der Bassist Ildar Abdrazákov sang zwar wunderschön, ihm fehlte
aber das nötige Feuer in der Stimme, um die Angst vor Hölle und Fegefeuer
auszudrücken ("Mors stupebit...").
Alles
in allem doch eine interessante Aufführung, um einen großen Sänger als
Dirigent zu erleben. Irene Stenzel
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