Im
Rahmen einer Sonderveranstaltung des SYMPHONIEORCHESTERS DES BAYERISCHEN
RUNDFUNKs präsentierte uns Mariss JANSONS eine hochkarätige außergewöhnliche
Veranstaltung im ausverkauften Herkulessaal der Münchner Residenz, nämlich
Verdis Sakralwerk, das der Komponist dem Dichter Alessandro Manzoni widmete,
der sich besonders im Risorgimento, dem Verdi selbst angehörte, dem Freiheitsgedanken
Italiens widmete, den Verdi bewunderte und sehr verehrte. Verdi hat sich
in diesem Werk - am Ende seiner Schaffensperiode - noch einmal voll entfaltet,
in dem er eine "Totenoper" schrieb. Immer wieder hört man die Sehnsucht,
die Angst und Verzweiflung der Seelen, das Flehen um die Gnade und Barmherzigkeit
des Himmels und die Bitte um Erlösung in den musikalischen Abschnitten,
gestützt und untermalt von glänzenden Soli-Einlagen der Bläser und des
die armen Seelen verkörpernden Chors ("Dies irae") - voll dem Werk gerecht
einstudiert von Peter DIJKSTRA - in vollendeter musikalischer Abrundung
heraus. Mariss Jansons gelang es voll, uns in dieses Fegefeuer hineinzuversetzen,
sein Dirigat und die Einsätze für Orchester und Sänger trafen genau den
Kompositionsgedanken Verdis.
Ihm
stand ein Sängermaterial zur Seite, das in seinen Gesangsteilen zur Vollendung
eines unvergeßlichen Abends beitrug, vor allen Dingen die männlichen Stimmen
waren die Idealbesetzung für Mariss Jansons Dirigatauffassung. Piotr BECZALA
in der Tenorpartie glänzte durch präzise Höhensicherheit und sorgte mit
seinem Vortrag für die Ausgeglichenheit bei den Gnadenbitten in dem Fegefeuerchaos
der Seelen, besonders beeindruckend das "Ingemisco", während die sonore
Baß-Stimme von Alexander VINOGRADOV sich in "Mors stupebit" zum gewaltigen
Weltrichter aufspielte, sich aber in der Bitte"Solvo me" mächtig zurücknehmen
konnte. Eine Stimme, die in Ausdruck und Vortrag Opernerfahrung zeigt.
Bei
den Damen fiel Yvonne NAEF mit einer kräftigen und ausdrucksstarken dramatischen
Tiefe in all ihren Vorträgen auf, sehr gut auch Tamar IVERI, die sich
beim "Libera me" sich so hineinsteigerte, daß sie am Ende völlig verausgabt
erschien. Sehr gut ihre Übergänge in piani-Höhen.
Nach
einer langen Pause der Ergriffenheit am Ende setzte der Jubel des Publikums
ein. Irene Stenzel
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