Ein
Opernspektakel hatten die Veranstalter versprochen. Die größte Opernproduktion,
die je auf Tournee ging, ein Mega-Event, über 500 Mitwirkende, 1000 Scheinwerfer
und ein renommierter Filmregisseur sollten all das garantieren. Auf der
Bühne eine Dame, ein Jahr vor ihrem achtzigsten Geburtstag, die all das
spielend ertrug, von allen geliebt, groß und eindrucksvoll: Puccinis „Turandot“.
Und
Zhang YIMOU nutzte die riesige Fläche, die das Münchner Olympiastadion
zu bieten hat. Fragen sich in anderen Produktionen die Regisseure bang,
wo sie all das benötigte Personal unterbringen sollen, so gab es hier
Raum nicht nur für den großen Chor, sondern auch für Trommler, Krieger,
Tänzer und den ganzen Hofstaat der verbotenen Stadt. Diese bildete den
Hintergrund (Bühne: Gao GUANJIAN und Zeng LI), auf dem sich die Farbenpracht
im Lichtdesign von Sha XIAOLAN in der untergehenden Münchner Sommersonne
(zum Glück ohne das angedrohte Gewitter) entfalten konnte. Und nach dem
späten Beginn um 20.30 Uhr war das Dunkel denn auch weit genug fortgeschritten,
als Calaf zu Beginn des dritten Aktes sein nächtliches „Nessun Dorma“
anstimmte.
Die
Bewegungsregie zerfiel in zwei Teile. Zum einen in große Tableaus, die
aus der Ferne zu genießen waren, zum anderen in die Sänger, die meist
an der Rampe sangen, damit die Kameras eine Chance hatten, die Gesichter
auf die beiden Großleinwände neben der Bühne zu übertragen. Der Spagat
gelang durchaus.
Und
so fiel dann auch aus weiter Entfernung auf, daß Yao HONG eine wunderbare
Liu ist, die selbst über die gigantische Lautsprecheranlage sehr fein
akzentuiert singt, auch wenn manchmal etwas mehr Abstand zu den Gesichtern
wünschenswert gewesen wäre. Hier kam dann doch der Filmregisseur zum Tragen,
der wenig bedenkt, daß singende Menschen anders ausschauen als schauspielende.
Trotzdem waren diese Augenblicke mit Liu die beglückendsten des Abends.
Nicola
MARTINUCCI gab einen versierten Calaf, und Irina GORDEI in der Titelpartie
hatte auch diesmal mit dem Problem zu kämpfen, was nun die Wandlung der
Turandot eigentlich bewirkt. So genau wollte das an diesem Abend sowieso
niemand wissen.
Janos
ÁCS am Pult des ORCHESTRA OPERA GUISEPPE VERDI DI SALERNO hatte das Bühnengeschehen
stets unter Kontrolle, und die Technik ermöglichte meist einen ausgewogenen
Klang zwischen Sängern und Orchester.
Eine
halbe Stunde vor Mitternacht brach dann der Jubel der Zuschauer los, nachdem
Turandot sich auch diesmal als „Machtlos gegen die Liebe“ erwies, wie
schon die Werbung verkündet hatte. KS
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