Besinnlich
ging es zunächst nicht zu, im 3. Sonntagskonzert des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERS
so kurz vor Heilig Abend. Denn auch wenn die Kantate "Saint Nicolas" von
Benjamin Britten erst einmal Weihnachtliches verspricht, so war doch das
Leben des heiligen Nikolaus alles andere als besinnlich. Und Britten wird
dem in seinem Werk, für die Aufführung von Kindern und Laien komponiert,
absolut gerecht. Vom Tod der Eltern ist dort die Rede, von Sturm und Hungersnöten,
von Gefängnis und Verfolgung. Themen, die zur Entstehungszeit 1947/48
auch in England noch sehr präsent waren. Und für jede dieser 9 Szenen
findet Britten die adäquate Musik mit Streichern, Schlagzeug, Orgel und
vierhändigem Klavier.
Schwer
hatten es allerdings die AUGSBRUGER DOMSINGKNABEN, denen ein paar dramatisch
tiefe Stimmen im Sturm gut getan hätten. Die Solisten in den hohen Stimmen
taten sich da sehr viel leichter. Paul GROVES als Nikolaus gestaltete
die Partie überzeugend und auch das Rundfunkorchester hatte mit seinem
Teil keinerlei Probleme, zumal bei einem Dirigenten wie Sir Neville MARRINER.
Ingesamt ein Werk, das etwas zwischen den Stühlen steht, nicht weihnachtlich,
aber bei dem Titelhelden auch sonst schwer zu vermitteln. Eindrucksvoll
ist es allemal.
Nach
der Pause kam dann doch noch festliche Stimmung auf. Umrahmt von Holst'schen
Bearbeitungen alter Weihnachtslieder und Mendelssohns "Hark! The herald
angles sing", sowie dem schon fast obligaten Händelschen "Hallelujah"
sangen die Augsburger Domsingknaben, nun sichtlich in ihrem Element, traditionelle
englische Weihnachtslieder. Und das, fernab von "Jingle Bells" und Konsorten.
Beim "Sussex Carol" und "Tomorrow shall be my dancing day" konnte man
erleben, wie wunderschön Weihnachtslieder auch sein können, selbst wenn
man nicht mitsingen kann. Richard KAMMLER hatte dieses Repertoire mit
seinen Domsingknaben mit viel Liebe einstudiert. Und so erlebte die eher
unweihnachtliche Philharmonie doch noch ihren Zauber. KS
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