Bevor
im Januar endgültig das Mozart-Jahr beginnt, verabschiedet sich so langsam
das Hartmann-Jahr, das, besonders in Bayern, mit vielen Aufführungen gefeiert
wurde. Nun, gegen Ende, nahm sich das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER in einem
"Vorhang-Auf!"-Konzert des "Simplicius" an.
An
diesem Werk hatte Hartmann immer wieder geändert und ergänzt, zwischen
der ersten Fassung von 1934/36 und der Neufassung von 1955/56. Und selbst
danach ging es weiter, wie z. B. die Fassung der Stuttgarter Oper von
2004 zeigt. Nun hat also auch der Bayerische Rundfunk sich an einer weiteren
Fassung, einer Rekonstruktion der Urfassung versucht, die Wilfried Hiller
und Robert Klimesch eingerichtet haben.
Besonders
auffallend sind die Wiedereinsetzung der Ouvertüre, und vor allem die
vielen gesprochenen Passagen anstelle der gesungenen. Der nun auftretende
starke Kontrast zwischen Gesang und Gesprochenem rückt das Werk atmosphärisch
in die Nähe der Brecht/Weill Stücke, wobei Hartmann den Sprechtext durch
viel Dialekt färbt. Trotzdem scheint die Stuttgarter Variante bühnentauglicher,
markanter, in sich geschlossener.
Der
zukünftige Chefdirigent des Rundfunkorchesters Ulf SCHIRMER hatte die
sehr sorgfältige Einstudierung übernommen und ein wunderbares Solistenquartett
gewinnen können. So gab Camilla NYLUND den einfältigen Titelhelden, der
in die Wirren des Dreißigjährigen Krieges gerät mit großer Inbrunst sowie
eindrucksvoller Sprech- wie Singstimme. Auch Christian GERHAHER bewies
erzählerisches Talent und überzeugte stimmlich, wie auch seine Kollegen
Michael VOLLE und Will HARTMANN. Ihnen zur Seiten standen die ebenfalls
überzeugenden SINGPHONIKER.
Bei
einer Länge von fast 90 Minuten blieb für den obligaten symphonischen
Teil des Konzertes nicht viel Zeit, aber einiges zu entdecken. Die 5.
Symphonie des Dänen Rued Langgaard dauert gerade mal 15 Minuten, entfaltet
aber ein vielschichtiges Feuerwerk nordischer Klanggewalt, die neugierig
auf diesen Unbekannten macht. KS
|