In
dieser Saison hat sich das MÜNCHENER KAMMERORCHESTER einen auf den ersten
Blick merkwürdigen Schwerpunkt gesetzt. Haydn und die amerikanische Moderne...
So
wurde nach Haydns Sinfonie Nr. 26 „Lamentatione“ und der „Toccata für
Streichorchester und Cembalo“ des langjährigen Orchesterleiters Hans Stadlmair,
zunächst wiederum Haydn gegeben. Die Solokantate „Scena di Berenice Hob.
XXIVa: 10“, in der die Sängerin den angeblichen Selbstmord des Geliebten
beklagt, fordert die ganze Breite der Gesangskunst. Von Dramatik bis Koloratur,
von großer Höhe bis in tiefe Tiefen. Juliane BANSE war alldem mit ihrem
vollen Sopran gewachsen und wußte die Partie zu ausdrucksvoll zu gestalten.
Der
amerikanische Teil des Abends wurde eingeleitet mit Eliot Carters „A Mirror
on which to Dwell“, nach sechs Gedichten von Elizabeth Bishop. Wunderbar,
wie Carter es versteht die Texte mit kleinster Besetzung atmosphärisch
zu verdichten. Hier das Singen einer Oboe, dort das Bearbeiten der Bongos,
getragen von einigen Streichern. Und immer die Stimme, die meist in Fetzen
die zerklüfteten und doch innigen Gedichte vorträgt. Juliane Banse wußte
auch hier die richtige Spannung aufzubauen.
Am
Schluß gab es dann eine Uraufführung, ebenfalls einer amerikanischen Komponistin.
Julia Wolfe, Jahrgang 1958, hatte unter dem Titel „Cruel Sister“ ein Stück
für Streichorchester geschrieben. Das dreiteilige Stück beginnt mit einer
schnellen Pendelbewegung, die immer wieder durch die Streichgruppen wandert,
mal crescendiert und dann wieder plötzlich abbricht. Danach folgt ein
Teil mit langen liegenden Flageolett-Tönen in den hohen Streichern, um
am Ende in eine Pizzicato-Passage zu münden. Alles in allem ein ausdrucksstarkes,
fesselndes Stück, das allerdings bei seinen gut vierzig Minuten und dem
begrenzten Material doch einige Längen aufweist, die auch Christoph POPPEN
mit seinem einfühlsamen Dirigat nicht verhindern kann.
Trotz
der strikten Zweiteilung des Abends ein rundes Programm, auch wenn sich
ein einzelner Haydn-Fan lautstark über das Wolfe-Stück beschwerte. KS
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