Eigentlich
hätte es bei diesem Sonntagskonzert des MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTERs Riccardo
Zandonais „Giulietta e Romeo“ geben sollen. Aber das Risiko, daß man bei
selten gespielten Werken eingeht, kam voll zum Tragen. Eine Solistin fiel
kurzfristig aus, und woher soll man für eine vollkommen unbekannte Partie
Ersatz bekommen?
An
diesem Abend profitierte das Publikum davon, daß Chefdirigent Marcello
VIOTTI auch noch künstlerischer Leiter in Venedig ist. Kurzerhand packte
der Noten und Solisten in sein Auto und fuhr nach dem Auftritt am Samstag
nach München. Auf dem Programm standen daraufhin die „Perlenfischer“ von
Georges Bizet. Und am Ende des Abends gab es wohl niemanden mehr, der
dem Verlust des mit Spannung erwarteten Zandonai nachtrauerte.
Dabei
passen die Perlenfischer ja sowieso selbst in das Programm selten gespielter
Opern. Einzusehen ist das nicht, denn musikalisch ist die Oper vom Feinsten.
Und mag auch die Geschichte, beziehungsweise das Libretto etwas schwergängig
sein, so leuchteten hier die Stimmen, und dem Orchester wie auch dem CHOR
DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs gebührt Lob, das Werk in dieser kurzen Zeit
auf ein solches Niveau geprobt zu haben.
Ein
Genuss besonders die Solisten: Bei Annick MASSIS als Leïla saß jede Koloratur,
jede Geste und der junge Tenor Yasuharu NAKAYIMA gab als Nadir mit geschmeidig
strahlendem Klang den Liebenden. Luca GRASSI als Nadirs Freund und Gegenspieler
um die Liebe der Brahma-Priesterin gab mit seinen ausdrucksstarken Bariton
den Zurga, und Luigi DE DONATO überzeugte als Hohepriester Nourabad.
Die
bei den Ausführenden, besonders Maestro Viotti, spürbare Begeisterung
für das Werk übertrug sich auf das Münchner Publikum, und führte zu dankbarem
Applaus. KS
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