Die
Meldung kam ein paar Tage vor dem Konzert. Der Bayerische Rundfunk überlegt,
die Reihe „Paradisi Gloria“ aufzugeben, und mit ihr vielleicht auch gleich
das ganze dazugehörige Orchester, das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER. Unverständnis
machte sich breit, ist doch diese Reihe das Aushängschild des Orchesters,
und das Orchester selbst hat gerade in den letzten Jahren bewiesen, dass
es in der Lage ist, sich in der Münchner Orchesterlandschaft, eben mit
Programmen wie diesen, zu behaupten und seinen Platz zu finden. Die Publikumsakzeptanz
beweist nicht zuletzt den Erfolg.
Und
so wurde auch das Publikum gleich vor dem Konzert zu einer Unterschriftenaktion
gebeten und mit eindringlichen Worten des Chefdirigenten Marcello VIOTTI
in das Konzert mit dem wohl so nicht gedachten, aber dann eben doch bezeichnenden
Thema Apokalypse geschickt.
Das
Konzert selbst war das beste Argument für den Erhalt der Reihe. Unter
dem Altarbild des heiligen Michael im Kampf mit dem Satan entfaltete sich
das 1942 uraufgeführte Oratorio fantastique in drei Teilen für Soli, Chor,
zwei Orchester und Orgel von Jean Françaix in einer beeindruckenden Aufführung.
Der 1997 verstorbene Komponist, der alle Strömungen der zeitgenössischen
Musik unbeeindruckt an sich vorüber ziehen ließ, hat eine ungemein dichte
und plastische Musik geschaffen. So überkommt einen beim Auftauchen der
Heuschrecken ein leichtes Kribbeln und die 200 Millionen Reiter scheinen
geradezu durch den Kirchenraum zu marschieren. Kurt Pahlen hat bedauert,
daß Françaix so wenig Opern geschrieben hat, angesichts dieser Musik kann
man ihm nur zustimmen.
Von
den Solisten dieses Abends überzeugte Nicolas TESTÉ als Christus, der
mit dunklem Baß seinen Part wundervoll gestaltet von der Kanzel sang.
Bei den anderen Solisten, wie auch beim CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS,
gab es Einschränkungen durch mangelnde Textverständlichkeit bei schwieriger
Akustik, aber trotzdem schöner Gestaltung der Partien von William JOYNER
in der Titelrolle und der Sopranpartie von Diana DAMRAU; mit leichten
Abstrichen auch von Marianna KULIKOVA und Robert HOLZER.
Daß
solche Musik viel zu selten zu hören ist, ist traurig genug. Daß sie aber
jetzt auch noch eines ihrer wenigen Foren verlieren soll, ist fast schon
eine Katastrophe. KS
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