Als
regelmäßige Konzert- und Opernbesucherin ist man in der Vorweihnachtszeit
sehr dankbar, wenn die Veranstalter das geneigte Publikum nicht nur mit
„Jauchzet, frohlocket“ oder dem „Abendsegen“ zu erfreuen suchen. Das MÜNCHNER
RUNDRUNKORCHESTER bot mit einer konzertanten Aufführung von Pfitzners
selten gespieltem „Christelflein“ eine hörenswerte Alternative: Ein wißbegieriges,
munteres Elflein, dessen Fragen nach Wohl und Wehe der Menschen der unwirsche
Tannengreis nicht beantworten kann; der Bub Frieder, der nicht an Gott
glaubt und dessen kranke Schwester Trautchen wohl das Weihnachtsfest nicht
überleben wird; Knecht Ruprecht, der durch den Wald stapft und über gute
und böse Kinder nachsinnt, und das Christkindchen, das in diesem Jahr
dem Trautchen selbst den Baum bringen will.
Das
Elflein erfährt vom Christkind, daß nur Kinder und gläubige Menschen das
Christkind sehen können. Das Elflein will nun das Christkind zum Trautchen
und zu den Dorfkindern begleiten, was den Tannengreis erzürnt, der das
Elflein nicht verlieren will. Am Weihnachtsabend sind alle im Dorf versammelt,
das Trautchen beschenkt alle Kinder, und als das Christkind mit dem Elflein
an der Hand erscheint, erkennt Trautchen das Christkind. Nachdem Trautchen
die Weihnachtsgeschichte vorgelesen hat, bekennt sich auch der ungläubige
Frieder wieder zum Glauben. Das Christkind gewährt allen die Erfüllung
eines Wunsches, und Frieder bittet um das Leben seiner kranken Schwester.
Das Elflein wünscht sich ein Leben in der ewigen Seligkeit, was den Tannengreis
zu heftigem Protest veranlaßt. Da willigt das Christkind ein, das Elflein
jedes Jahr an Weihnachten zur Erde zurückkehren zu lassen. Von nun an
heißt das Elflein Christelflein.
Pfitzner
hat dieses Märchen von Ilse von Stach 1901-1906 vertont, die erste Fassung
erlebte ihre Uraufführung im Münchner Hoftheater unter Felix Mottl. Pfitzner
hat hier eine kunstvolle Märchenoper komponiert, mit kräftig gezeichneten
Typen und Leitmotiven für sie (das heiter-springende Elflein, der grummelnd-mürrische
Tannengreis).
Claus
Peter FLOR dirigierte das Münchner Rundfunkorchester mit federnder Geschmeidigkeit
und bemühte sich bei manchen Ausbrüchen, die – leider hinter dem Orchester
postierten - Sänger nicht zuzudecken.
Die
Solisten waren bis in die kleinsten Nebenrollen durchweg eine Freude.
Allen voran Marlis PETERSEN (Christelflein), deren silberner Koloratursopran
sehr an die junge Helen Donath erinnert oder Martina RÜPING, die als Christkindchen
immer wieder alle überstrahlte, und von der man sich bald eine Sophie
wünschen würde.
Bei
den Herren trumpften – nicht nur rollengemäß – Michael VOLLE als Knecht
Ruprecht (mit schönem Legato und verständlicher Erzählkunst) und Friedemann
RÖHLIG als schwarz-grollender Tannengreis auf. Kevin CONNERS sang mit
hell-durchschlagendem Tenor den vom Saulus zum Paulus sich wandelnden
Frieder.
Einen
besonderen Ohrenschmaus bereiteten noch ca. 30 recht junge TÖLZER KNABEN,
die mit lupenreinen Tönen und perfektem Zusammensingen eine überirdisch
schön singende Dorfkinderschar darstellten.
Ein
besonderer Adventsabend ging zu Ende und man hofft, daß vielleicht doch
einmal wieder ein Theater diese märchenhafte Elfengeschichte in der nächsten
Vorweihnachtszeit zur Freude von Groß und Klein als Bühnenfassung inszeniert.
Jakobine Kempkens
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