Symphonisches
und Operneinakter verspricht die Reihe „Vorhang Auf!“ des Bayerischen
Rundfunks. An diesem Sonntag war man spendabel und brachte eine Kammeroper
in gleich drei Akten. Dabei wurde der Rahmen allerdings keineswegs gesprengt,
denn Darius Milhauds Oper „Die Leiden des Orpheus“ dauert gerade mal 35
Minuten.
Milhaud
und sein Librettist Armand Lunel halten sich nur vage an den Mythos und
versetzen die Handlung ins ländliche Frankreich in märchenhafter Zeit.
Orpheus ist der Außenseiter, der mit den Tieren spricht und eine Zigeunerin
heiratet. Und obwohl er auch die Bewohner seines Dorfes heilt, können
solche Abweichungen nicht akzeptiert werden. Ein Männerchor repräsentiert
die gnadenlose Härte der Dorfbewohner. Orpheus flieht in den Wald, wo
seine Frau stirbt. Er und die Tiere müssen hilflos zu schauen. Einsam
zurück in seiner Hütte, sieht sich Orpheus den Anklagen der Schwestern
Eurydices ausgesetzt. Die drei Frauen töten ihn schließlich.
Milhaud
erzählt die Geschichte in Bildern, in hingeworfenen kurzen Szenen. Anders
ist die Kürze und Prägnanz des Stückes nicht zu erreichen. Ihm gelingen
dabei Eindringlichkeit und Bildhaftigkeit, die eine kongeniale szenische
Umsetzung wünschenswert machen, auch wenn Morten Frank LARSEN als Orphée
und Juliane BANSE als Eurydice mit ihrem warmen Bariton bzw. Sopran an
stimmlicher Ausdruckskraft eigentlich keine Wünsche offen lassen.
Auch
der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS mit seinen drei Solistinnen (Margit
KINZEL, Marion RAMBAUSEK und Barbara MÜLLER) fügt sich nahtlos ein. Dennoch,
bei aller Schwierigkeit, Märchen-Opern mit Tierfiguren zu bebildern, hier
wäre es ein großer Gewinn.
Nach
der Pause boten Dirigent Marc PIOLLET und das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER
die 3. Symphonie von Louis Spohr. Dieses Werk zwischen Beethoven und Brahms
wirkte nach der eloquenten Kargheit der Oper etwas fremd, und die Konstellation
konnte so nicht zu einer gerechten Beurteilung dieses eher selten gespielten
Werkes dienen. KS
|