In
der Reihe der Sonntagskonzerte bietet das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER konzertante
Opern- und Oratorienaufführungen. Ein Unterthema in dieser Saison sind
dabei neben „Orpheus“- auch „Romeo und Julia“-Vertonungen. Und bevor im
April Riccardo Zandonai zu Wort kommt, war es diesmal der deutschstämmige
Engländer Frederick Delius, dessen Gottfried Keller-Adaption in der Philharmonie
zu Gehör kam.
Delius
hat das Werk mit eigenem englischem Libretto geschrieben, aber für die
Uraufführung 1907 in Berlin mit seiner Frau selbst einen deutschen Text
verfaßt. Beim Bayerischen Rundfunk entschied man sich für die englische
Fassung mit durchgängig englisch/amerikanischer Besetzung. Auch am Pult
war mit Vernon HANDLEY ein Engländer, der sich besonders für die englische
Musik einsetzt.
Trotz
seines deutlichen Engagements konnte das Werk nicht ganz überzeugen. Schon
Engelbert Humperdinck schätzte zwar die letzten beiden Szenen, die mit
der wilden Kirmes-Szene, dem schönen orchestralen Zwischenspiel „Gang
nach dem Paradiesgarten“ und dem anrührenden Schluß mit der Sterbeszene
auf dem Boot zum Gesang der Schiffer wundervolle Passagen enthalten. Insgesamt
könnte das Stück aber dichter sein, die Musik gewagter, wie zum Beispiel
beim Wiedersehen von Sali und Vrenchen, nachdem diese ihren Vater ins
Irrenhaus gebracht und alles verloren hat. Zu dieser Zeit stand ein Franz
Schreker immerhin schon in den Startlöchern.
Die
Solisten an diesem Abend halfen da auch nicht. William SHIMELL hätte als
Schwarzer Geiger mehr Eindringlichkeit gut getan und Joan RODGERS war
als Vrenchen viel zu wenig junges vom Leben gezeichnetes Mädchen. Timothy
ROBINSON dagegen gab als Sali einen strahlenden lebensfrohen jungen Mann,
dem man auch seinen geraden Gang in den Tod abnahm. Solide die beiden
Väter von Stephen ROBERTS und Nathaniel WEBSTER. Die vielen Nebenrollen
wurden vom CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKS zuverlässig gestaltet. KS
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