Zum
zweiten Konzert der Vorhang-Auf!-Reihe hatte sich das MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER
ein tierisches Thema gesucht. Die Bären waren los im Prinzregententheater.
Zunächst tanzte da der Bär in Form von Joseph Haydns Symphonie Nr. 82
durchs Haus, bereits hier schwungvoll am Pult begleitet von John FIORE.
Der
legte sich dann nach der Pause noch mehr ins Zeug, als es galt, den „Bären“
von William Walton zu erklären und dann zu dirigieren. Diese „Extravaganz
in einem Akt“ bietet auch konzertant alles, was spielfreudige Sänger und
Musiker sich wünschen können. Die Tschechow’sche Geschichte von der Witwe,
die ihr Leben lang um den toten, immer untreuen Mann trauern will, darin
aber vom Landbesitzer Smirnov aufs heftigste gestört wird, der auf ungehobelte
Art seine Schulden eintreiben will, sich aber im Laufe des Wortgefechts,
das beinahe zu einem echten Duell wird, in die Witwe verliebt, ist Futter
für die Darsteller. Waltons Musik tut ihr übriges, die Geschichte leuchtend
zu bebildern, wenn z. B. das erwähnte Pferd im Hintergrund wiehert oder
die zitierte Tanzmusik aufklingt.
Mit
Petra LANG als Witwe, Bo SKOVHUS als Smirnov und Sten BYRIEL als Diener
Luka waren Vollblutdarsteller gefunden, die ihre Rollen mit aller Komik
und Strenge ausfüllten. Da wurde kokettiert, geflucht, geschmollt, gegurrt,
gepoltert und gemurrt, daß es eine Lust war. Und wenn am Ende die Witwe
und der Landbesitzer sich in den Armen liegen, und der Diener gütig dazu
lächelt, der Bär also gezähmt ist, dann geht auch der Publikum hocherfreut
und erheitert nach Hause. KS
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