Am
Beginn des Konzertes der Reihe „Paradisi Gloria“ stand diesmal einmal
mehr der Beweis, daß zeitgenössische Musik in der Lage ist, große Gefühle
darzustellen und zu erwecken. „Akeda – die Opferung Isaaks, Passacaglia
für Orchester“ des israelischen Komponisten Noam Sheriff ist zum Gedenken
an Yitzhak Rabin geschrieben und stellt einen instrumentalen Trauergesang
neben den Ruf nach Frieden.
Es
folgte Ernest Blochs Vertonung des 22. Psalms für Bariton und Orchester.
Bloch versteht es sehr gut, der Zweigeteiltheit des Psalms gerecht zu
werden, der als Anklage beginnt und als Hymnus endet. Dem französischen
Bariton Vincent LE TEXIER lag mit seinem profunden dramatischen Bariton
die Anklage allerdings mehr als die Lobpreisung.
Mittelpunkt
des Abends, nicht nur von der Dauer, war die Uraufführung eines Auftragswerks
vom Bayerischen Rundfunk. Der österreichische Komponist René Staar hatte
sich des Themas „Noah und die Sintflut, Hammabbul“ angenommen. In seinem
fünfunddreißigminütigen Werk erzählt er die Geschichte von Gottes Auftrag,
dem Bau der Arche, den Tieren, der Flut und schließlich der Rettung. Staar
hat die ewige Frage nach der Gestalt Gottes zumindest stimmlich entschieden,
indem er die Partie von einem Sopran singen läßt. Masako GODA, Mitglied
im Chor des Bayerischen Rundfunks, singt über weite Teile in hohen Lagen
staccato, was ihren Gott eher etwas zänkisch denn gütig klingen läßt.
Dabei ist sie die einzige mit verständlichem Text. Sowohl Noah (Vincent
Le Texier) als auch der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs, mal als Zuschauer,
Bauleute, Tiere oder Ertrinkende, singen nur in Lauten. Ein Mittel, das
es dem Zuhörer nicht eben erleichtert.
Den
Abschluß bildete Erich Wolfgang Korngolds „Passover Psalm, op. 30“ in
der deutschen Erstaufführung. Dieses kurze Stück für Sopran, Chor und
kleines Orchester trägt dem Pathos einer amerikanischen Hymne Rechnung.
Der Chor schien seine Probenzeit für die Uraufführung genutzt zu haben,
welche dann bei diesem Werk fehlte, dafür sang Emily MAGEE mit einer wunderschönen
Mischung aus strahlendem und innigem Sopran.
Chefdirigent
Marcello VIOTTI und sein MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER hatten also spätestens
am Schluß auch mit dieser eher heterogenen Mischung das Publikum auf ihrer
Seite. Kerstin Schröder
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